Internationale Jugendpolitik

Austausch stärken, aber ohne Bürokratie

Deutschland und Israel haben sich darauf verständigt, ein Jugendwerk zu gründen. „Es ist gut, dass Begegnungen gestärkt werden sollen, hoffentlich auch durch eine bessere Förderung und ohne Bürokratie“, sagt unser Vorstandsmitglied Matthias Schröder. Darin sind wir uns einig mit unserem Partner in Israel, dem Council of Youth Movements in Israel CYMI.

Die Bundesregierung selbst stellt fest: Eine Vielzahl von Akteuren in beiden Ländern sichert seit vielen Jahren mit großem Engagement und mit großer Ausdauer die Kontinuität des Austausches. Durch ein Jugendwerk wird künftig alles neu geregelt. „Das kann hohe Reibungsverluste und mehr bürokratischen Aufwand bedeuten, am Ende durch einen Verwaltungsapparat weniger direkte Unterstützung der Akteure auf beiden Seiten“, sagt unser Vorstandsmitglied Alma Kleen. 

Unser Partner CYMI berichtete bei einem Deutschlandbesuch vor wenigen Wochen: Das Erziehungsministerium wolle keine Mittel  für ein Deutsch-Israelisches Jugendwerk bereitstellen. Das israelische Außenministerium kürze derzeit sogar das Geld für das Koordinierungsbüro, das den deutsch-israelischen Jugendaustausch seit Jahren begleitet. Folgt nun die Kehrtwende?

Problematisch finden wir, dass der Bundestag bereits im Januar 2018 ohne Rücksprache mit der Knesset einseitig ein Jugendwerk beschlossen hat, um etwas gegen den Antisemitismus in Deutschland zu tun. „Es ist nicht die Aufgabe der israelischen Regierung, den Kampf gegen Antisemitismus in der Bundesrepublik zu finanzieren“, sagt Matthias Schröder, „dafür bräuchte es ganz andere Anstrengungen.“ Es kommt nun drauf an, den Einfluss der Regierungen auf die Arbeit des Jugendwerkes zu minimieren. „Stärken der bestehenden zivilgesellschaftlichen Strukturen, Verbessern der Zugänge zur Förderung und eine hohe Autonomie bei Inhalten sind notwendig”, sagt Alma Kleen. 

In der Meldung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sagt Ministerin Franziska Giffey: Es sei wichtig, dass junge Menschen in Deutschland und in Israel ein gemeinsames, realistisches Bild über die Vergangenheit und die Gegenwart entwickeln. Nur so werde es möglich sein, gemeinsam die Zukunft zu gestalten. „Diese Zukunft gestalten wir längst in gemeinsamen Seminaren, im regen Austausch - sogar multilateral mit Polen, Tschechien, Österreich“, sagt Matthias Schröder. Dafür brauchen wir dauerhaft verlässliche Unterstützung.

Themen: Internationale Jugendpolitik