Corona Jugendpolitik

Bundesjugendministerin will Ergebnisse des Jugend-Hearings weitertragen

Junge Menschen stehen durch die Corona-Pandemie unter besonderem Stress. Und sie wollen endlich nicht mehr eindimensional als Schüler*innen, sondern als ganzheitliche Persönlichkeiten wahrgenommen werden. Dazu haben sie beim Jugend-Hearing des Bundesjugendministeriums konkrete Forderungen erarbeitet. Die Bundesjugendministerin versprach, die Ergebnisse des Hearings in die nächste Ministerpräsident*innen-Konferenz einzuspeisen.

Bereits im Vorfeld der digitalen Veranstaltung hatten junge Menschen ihre Situation geschildert und Erwartungen an das Jugend-Hearing geäußert. „Es sollte weniger über Kinder und Jugendliche gesprochen werden, sondern mit Kindern und Jugendlichen. Sie sind Expert*innen ihrer Lebenswelt“, äußerte Carolina Claus (27) ihren Unmut. Franz Wacker (21) unterstrich: „Ich hoffe, dass die Bundesjugendministerin mit einem Kugelschreiber vor der Kamera sitzt und einfach mitschreibt, welche Gedanken, Punkte und Vorschläge wir jungen Menschen mitbringen und diese dann im Ministerium weiter bearbeitet.“

Beim Jugend-Hearing haben Carolina Claus, Franz Wacker und weitere Jugendliche ihre Forderungen und Wünsche in Impulsvorträgen und Workshops geschildert. Wir waren als Interessenvertretung ebenfalls eingeladen und haben die jugendverbandliche Perspektive eingebracht.

Das zentrale Ergebnis aus Wortbeiträgen und Workshops lautet: Kinder und Jugendliche sind nicht nur Schüler*innen. Sie haben Bedarfe über die formale Bildung hinaus und müssen endlich als umfassende Persönlichkeiten wahrgenommen werden – insbesondere von Seiten der politisch Verantwortlichen. Sie müssen ernsthaft Beteiligt werden und sie dürfen mit ihren Sorgen und Nöten nicht alleine gelassen werden. Daraus folgten für die Teilnehmer*innen konkrete Forderungen an die Politik.

Sie fordern, dass Jugendarbeit endlich wieder in Präsenz ermöglicht werden muss – und zwar gleichberechtigt mit formaler Bildung. Nur so können verloren gegangene Sozialkontakte und -kompetenzen aufgeholt und die Persönlichkeitsentwicklung ermöglicht werden. Außerdem braucht es mehr Awareness für psychische Folgen der Pandemie und für die Auswirkungen auf marginalisierte Gruppen. Zudem muss echte Beteiligung an politischen Entscheidungen und Prozessen strukturell garantiert werden.

Im Anschluss an Wortbeiträge und Workshops wurden die Ergebnisse des Jugend-Hearings an Bundesjugendministerin Franziska Giffey übergeben. Diese sagte, es sei klar geworden, dass Schule nicht alles sei und dass Freizeit und Sport sowie die außerschulische Jugendarbeit die gleiche Aufmerksamkeit bekommen sollten wie die formale Bildung. Hier brauche es bundeseinheitliche Regelungen und Öffnungsperspektiven. Dem Wunsch nach Beteiligung werde über weitere Jugend-Hearings und die Förderung starker Kinder- und Jugendparlamente nachgekommen. Der ebenfalls geforderte Internationale Jugendaustausch solle, etwa durch die Jugendwerke, ermöglicht werden. Das Bundesjugendministerium werde sich zudem weiter für eine Wahlaltersenkung auf Bundesebene einsetzen.

Für uns folgt daraus konkret: Angebote der Kinder- und Jugendarbeit und der Jugendverbandsarbeit müssen wieder in Präsenz zur Verfügung stehen – zeitgleich zu formalen Bildungsangeboten. Junge Menschen und ihre Interessenvertretungen müssen dauerhaft und strukturell in politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Regelmäßige Jugend-Hearings sind ein guter Anfang. Regionale Kinder- und Jugendparlamente können Beteiligung stärken – wenn bestehende Strukturen junger Menschen wie Jugendverbände und kommunale Jugendringe vor Ort eingebunden werden. Internationaler Jugendaustausch muss vor allem durch Jugendverbände ermöglicht werden. Den Pessimismus bei der Wahlaltersenkung teilen wir nicht – diese muss noch vor den Bundestagswahlen umgesetzt werden.

Franziska Giffey versprach, die Ergebnisse des Jugend-Hearings in die nächste Konferenz der Ministerpräsident*innen einzubringen und sich verstärkt als Anwältin für Kinder und Jugendliche und deren Belange einzubringen: „Da kann ich ziemlich nervig sein.“

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