Bundesjugendring begrüßt klare Positionierung der neuen Bundesjugendministerin für echte Teilhabe junger Menschen

DBJR Vorsitzende Daniela Broda, Jugendministerin Karin Prien und die stellvertretende Vorsitzende des DBJR Loreen Schreck im Gespräch am Messestand des Bundesjugendrings auf dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT)
In ihrer ersten Rede vor dem Deutschen Bundestag als Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen, Jugend (BMBFSFJ) betonte Karin Prien die Rolle ihres Ressorts als „Ermöglichungsministerium“. Sie unterstrich die Notwendigkeit, Bildung künftig ganzheitlich zu denken – mit einem klaren Fokus auf die Belange junger Menschen und einer generationengerechten Politik. Der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) begrüßt ausdrücklich, dass Ministerin Prien sich in ihrer Antrittsrede anwaltschaftlich für Kinder und Jugendliche stark gemacht hat.

„Junge Menschen brauchen eine starke Stimme in einer älter werdenden Gesellschaft“, so Prien. Sie hob hervor, dass junge Menschen echte Teilhabe verdienen und ihr Leben selbstbestimmt und zuversichtlich gestalten können sollen. Der DBJR, als starke und demokratisch legitimierte Stimme der Jugend, teilt diese Einschätzung – Teilhabe darf jedoch nicht bei symbolischen Beteiligungsformaten stehen bleiben. Sie muss sich an den klaren Qualitätsstandards der Kinder- und Jugendbeteiligung1 messen lassen. Nur wenn Beteiligung wirksam, verbindlich und qualitätsgesichert erfolgt, ist gewährleistet, dass Programme und Investitionen tatsächlich bei jungen Menschen ankommen.

Aus Sicht des DBJR ist es entscheidend, dass Jugendpolitik auf Bundesebene als eigenständiges und ressortübergreifendes Querschnittsthema weiterentwickelt wird. Sie darf nicht auf das Jugendministerium allein begrenzt bleiben, sondern muss in allen politischen Handlungsfeldern mitgedacht und verankert werden.

Neue Bildungszuständigkeit als Chance für kindgerechten Ganztag

Der DBJR sieht in der erweiterten Ressortzuständigkeit für Bildung eine Chance – insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter. Der Ganztag muss dabei als kindgerechter Bildungs- und Lebensraum ausgestaltet werden, der weit mehr umfasst als schulische Lernzeit. Er soll Kindern vielfältige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, Persönlichkeitsentwicklung, Bewegung, Erholung und zum sozialen Austausch bieten.

Die Verzahnung formaler und non-formaler Bildung ist dabei unerlässlich. Beide Bereiche müssen als gleichwertige und sich ergänzende Bestandteile eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses gedacht werden. Außerschulische Bildung – insbesondere die Angebote der Jugendverbände – muss im BMBFSFJ künftig den gleichen Stellenwert erhalten wie formale Bildungsinstitutionen. Der bei der Feriengestaltung im Rahmen der Umsetzung des Rechtsanspruches bestehende Handlungsbedarf bietet die Chance, hier deutliche Zeichen zu setzen. Dazu gehört ebenso, dass das geplante Bildungs- und Betreuungssondervermögen nicht ausschließlich in Schulen investiert wird, sondern ebenso in Orte non-formaler und informeller Bildung wie Jugendbildungsstätten, die seit Jahren unter einem gravierenden Investitionsstau leiden.

Kindergrundsicherung als Maßstab für echte Chancengerechtigkeit

Angesichts weiterhin bestehender Kinder- und Jugendarmut fordert der Bundesjugendring die neue Ministerin auf, den Grundgedanken einer Kindergrundsicherung weiterzuverfolgen – auch wenn sich dieser im Koalitionsvertrag nicht mehr ausdrücklich findet. Es braucht endlich eine Zusammenführung und unbürokratische Ausgestaltung von Leistungen, die alle Bildungs- und Teilhabebedarfe abdecken und das soziokulturelle Existenzminimum junger Menschen sichern – mindestens bis zum 25. Lebensjahr, um Übergänge im Sinne der Ministerin gerecht gestalten zu können.

Gute Gespräche – hohe Erwartungen

Seit ihrer Amtsübernahme hatte der Bundesjugendring bereits Gelegenheit zum Austausch mit Ministerin Prien: beim Youth for Peace-Event in Berlin sowie beim Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Leipzig. Die Vorsitzenden des DBJR, Wendelin Haag und Daniela Broda, machten dabei deutlich: Die Jugendverbände erwarten viel vom neuen Ressortzuschnitt, und sehen gute Voraussetzungen für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Der DBJR bringt seine Expertise ein – mit dem Ziel, gemeinsam mit dem Ministerium dafür einzutreten, dass junge Menschen in Deutschland mit Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft blicken können.

Ein zentrales Signal in diese Richtung wäre die zeitnahe Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Erhöhung und anschließenden Dynamisierung des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP). Nur so können langfristig tragfähige Strukturen für Kinder und Jugendliche gesichert werden.

1www.bmfsfj.de/resource/blob/204010/affa15d77c0b4a8da7e6c476e77446fc/mitwirkung-mit-wirkung-qualitaetsstandards-fuer-kinder-und-jugendbeteiligung-data.pdf

Themen: Nationale Jugendpolitik