Demokratie Jugendpolitik Jugendverbände

Bundesjugendring für Fachgespräch im Jugendausschuss des Bundestags

Die Vorsitzende des Familienausschusses Ulrike Bahr mit den Vorsitzenden des DBJR Daniela Broda und Wendelin Haag
Am 9. Oktober 2024 waren die Vorsitzenden des Bundesjugendrings, Daniela Broda und Wendelin Haag, für ein Fachgespräch im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestages geladen. Der Ausschuss hatte zu diesem Austausch eingeladen, um aktuelle jugendpolitische Themen gemeinsam zu beraten und dabei insbesondere die Perspektiven und Herausforderungen der Jugendverbände in den Fokus zu rücken.

Stärkung der Jugendverbände als „Werkstätten der Demokratie“

Zu Beginn des Fachgesprächs betonten Daniela Broda und Wendelin Haag in ihrem Eingangsstatement die zentrale Rolle der Jugendverbände als „Werkstätten der Demokratie“. Broda hob hervor, dass in Jugendverbänden junge Menschen die Möglichkeit haben, in selbstbestimmten Freiräumen demokratische Werte zu leben und zu erlernen. „Jugendverbände sind ein Ort, an dem junge Menschen sich selbst organisieren und Verantwortung übernehmen können. Hier erfahren sie, was Demokratie bedeutet – in Theorie und Praxis“, erklärte sie. Die Vorsitzenden wiesen zudem darauf hin, dass die Jugendverbände sich vor 75 Jahren auch als Antwort auf den Faschismus gegründet haben, um jungen Menschen eine demokratische Alternative und Orientierung zu bieten.

Wendelin Haag ergänzte, dass die Jugendverbände als plurale und offene Strukturen die demokratische Gesellschaft in ihrer Vielfalt widerspiegeln und eine wesentliche Rolle in der politischen Sozialisation junger Menschen spielen. Gleichzeitig wies er auf die zunehmenden Angriffe von rechtsextremen Akteuren auf Jugendverbände hin, die deren wichtige demokratische Arbeit bedrohen. In diesem Zusammenhang sprach sich der Bundesjugendring auch klar für ein Prüfverfahren zur Verfassungsmäßigkeit der AfD aus, da diese systematisch die freiheitlich-demokratische Grundordnung untergrabe und versucht die Demokratie als solche abzuschaffen.

Jugendbeteiligung als Kernthema

Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war die Bedeutung einer wirksamen Jugendbeteiligung. „Junge Menschen sind nicht nur die Zukunft, sie wollen die Gegenwart aktiv mitgestalten“, betonte Daniela Broda. Sie hob hervor, dass es unerlässlich sei, politische Prozesse so zu gestalten, dass junge Menschen frühzeitig und nachhaltig eingebunden werden. „Es reicht nicht aus, nur über junge Menschen zu sprechen – es muss mit ihnen gesprochen werden“, fügte sie hinzu und kritisierte in diesem Zusammenhang die mangelnde Einbeziehung junger Menschen in aktuelle politische Debatten, wie beispielsweise bei der Diskussion über einen möglichen Pflichtdienst.

Wendelin Haag ging auf die psychischen Belastungen junger Menschen ein, die unter anderem durch die multiple Krise der letzten Jahre – von der Corona-Pandemie bis zum Krieg in der Ukraine – stark zugenommen hätten. Er forderte präventive Strukturen, um junge Menschen in ihrer mentalen Gesundheit zu stärken und sie in ihrer politischen Teilhabe zu unterstützen. Gleichzeitig braucht es einen leichteren und schnelleren Zugang von jungen Menschen zur psychiartischen Versorgung und einen massiven Ausbau von Therapieplätzen.

Bedarfsgerechte Finanzierung der Kinder- und Jugendarbeit

Ein zentrales Thema des Fachgesprächs war die finanzielle Ausstattung der Kinder- und Jugendarbeit. Die Vorsitzenden des Bundesjugendrings wiesen auf die Notwendigkeit hin, die Mittel des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) bedarfsgerecht anzupassen. „Die Anforderungen an die Jugendverbände wachsen stetig, doch die finanzielle Unterstützung hinkt hinterher“, erklärte Daniela Broda. Sie führte weiter aus, dass die gestiegenen Kosten für Personal und Sachmittel sowie die zusätzlichen Herausforderungen durch gesellschaftliche Krisen eine Dynamisierung der KJP-Mittel dringend erforderlich machen. „Nur durch eine verlässliche und angehobene Finanzierung können wir die Strukturen aufrechterhalten, die es jungen Menschen ermöglichen, Demokratie zu erleben und zu gestalten“, so Daniela Broda.

Die Vorsitzenden unterstrichen, dass eine bedarfsgerechte Finanzierung nicht nur die Qualität der Arbeit der Jugendverbände sicherstelle, sondern auch langfristig gesellschaftlichen Mehrwert schaffe. Wendelin Haag ergänzte: „Die gesellschaftlichen Kosten, die durch fehlende Investitionen in die Kinder- und Jugendhilfe entstehen, übersteigen bei weitem die kurzfristigen Spareffekte.“ Er appellierte an die Abgeordneten, sich für die Verstetigung und Erhöhung der KJP-Mittel einzusetzen, um die Zukunft junger Menschen und ihrer Familien nachhaltig zu sichern.

Verteidigung der Demokratie als gemeinsames Ziel

Im weiteren Verlauf des Fachgesprächs stand auch die Frage der Stärkung und Verteidigung der Demokratie im Mittelpunkt. „Unsere demokratische Grundordnung wird systematisch von rechtsextremen Kräften angegriffen. Jugendverbände und weitere zivilgesellschaftliche Organisationen müssen geschützt, gestärkt und gefördert werden, um dieser Entwicklung entgegenzutreten“, forderte Wendelin Haag. Die Vorsitzenden des Bundesjugendrings machten deutlich, dass es jetzt an der Politik sei, klare Zeichen zu setzen und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Jugendverbände ihre wichtige Arbeit fortsetzen können. Dazu gehöre auch der Schutz vor rechtsextremen Angriffen und Einschüchterungsversuchen, die in den letzten Jahren zugenommen haben.

Fazit und Ausblick

Das Fachgespräch verdeutlichte, dass die Jugendverbände eine unverzichtbare Säule der Demokratie und der politischen Bildung junger Menschen sind. Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend dankte Daniela Broda und Wendelin Haag für ihren offenen Austausch und sicherte zu, die Anliegen der Jugendverbände im weiteren politischen Prozess zu berücksichtigen. Der Deutsche Bundesjugendring unterstrich seine Bereitschaft, weiterhin konstruktiv mit der Politik zusammenzuarbeiten und seine Expertise in jugendpolitischen Fragen einzubringen.

Die Vorsitzende des Ausschusses, Ulrike Bahr, zeigte sich zufrieden mit dem Fachgespräch und betonte die Bedeutung der Jugendverbände für die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen.

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