Bundesjugendring kritisiert die Debatte um das Wehrdienstmodernisierungsgesetz
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Der Bundesjugendring als Interessenvertretung junger Menschen in Deutschland stellt infrage, ob für die aktuelle und langfristige verteidigungspolitische Lage die Heranziehung und Verpflichtung junger Menschen zu einem Grundwehrdienst ohne spezialisierte Ausbildung in Anbetracht des massiven Eingriffs in die Freiheitsrechte junger Menschen gerechtfertigt ist, wenn hochspezialisierte Fachkräfte benötigt werden. Die kurzfristige Heranziehung junger Menschen ist dabei nicht Teil der Lösung. Wenn die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands kurzfristig deutlich gestärkt werden soll, braucht es einen gesellschaftlichen Konsens, dass sich alle Bevölkerungs- und Altersgruppen einbringen – und nicht einseitig der Blick auf junge Menschen gerichtet wird.
Die aktuelle Debatte um die Einführung eines allgemeinen Wehrdienstes verengt den Blick auf das Militärische und lässt einen falschen Fokus erkennen. „Wenn junge Menschen in der öffentlichen Debatte mit einer vermeintlichen Bringschuld adressiert werden und ein Wehrdienstmodernisierungsgesetz diskutiert wird, anstatt ihr Engagement für Gesellschaft und Demokratie zu sehen und zu fördern, entsteht eine erhebliche Schieflage.“, betont Daniela Broda, Vorsitzende des Bundesjugendrings. Die Demokratie wird bereits heute tagtäglich von antidemokratischen Kräften angegriffen. Die demokratische Zivilgesellschaft steht – nicht nur in Deutschland – in Zeiten von shrinking spaces zunehmend unter Druck, wodurch eine grundlegende Voraussetzung für die Demokratie unterhöhlt wird. Diese akute innere Bedrohungslage zu bekämpfen – insbesondere durch Stärkung junger Menschen – ist aus Sicht des Bundesjugendrings wichtig. Es ist jetzt an der Zeit, auch die Freiwilligendienste zu „modernisieren“ und deutlich zu stärken. Das würde explizit zivile Strukturen stärken.
Der aktuelle Entwurf des Wehrdienstmodernisierungsgesetzes ist kein faires Angebot für junge Menschen – und bietet auch keine echte Freiwilligkeit. Echte Freiwilligkeit bedeutet, dass alle Optionen – ohne finanzielle Nachteile oder soziale Hürden – gleichberechtigt wählbar sind. Davon kann keine Rede sein, wenn beispielsweise der Führerschein für junge Menschen im Wehrdienst bezahlt wird, nicht aber für jene, die ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Pflegeheim auf dem Land leisten – wo dieser ebenso notwendig wäre. Gerade für junge Menschen, die von Armut betroffen sind, entsteht dadurch ein einseitiger Anreiz. Das ist nicht nur eine Frage sozialer Gerechtigkeit, sondern letztlich auch ein Ausdruck von Klassismus.
Von echter Freiwilligkeit kann auch dann nicht gesprochen werden, wenn offizielle staatliche Schreiben an junge Menschen einseitig den Dienst bei der Bundeswehr bewerben – während andere, zivile Engagementmöglichkeiten, etwa im Katastrophenschutz oder in den Freiwilligendiensten, gar nicht erwähnt werden. Der Bundesjugendring hat sich hierzu bereits ausführlich geäußert.1:
Der Bundesjugendring ist für die auf den 10. November 2025 angesetzte Anhörung im Bundestag vom Verteidigungsausschuss geladen und wird dort von der Vorsitzenden Daniela Broda vertreten. Der Bundesjugendring kritisiert eine mögliche Verpflichtung junger Menschen zum Militärdienst angesichts der damit verbundenen massiven Freiheitseinschränkungen. Es braucht stattdessen echte Freiwilligkeit – und gleichzeitig die Stärkung ziviler, demokratischer Strukturen. Dann erübrigt sich auch die Diskussion um die Einführung eines Losverfahrens.
Stellungnahme zum Referent*innenentwurf des Wehrdienst-Modernisierungsgesetzes https://www.dbjr.de/artikel/stellungnahme-zum-referentinnenentwurf-des-wehrdienst-modernisierungsgesetzes
Für kurzfristige Presseanfragen ist der DBJR über medien[at]dbjr.de erreichbar.
1 https://www.dbjr.de/artikel/freiwilligkeit-statt-pflicht-die-debatte-um-das-wehrdienstmodernisierungsgesetz