Vielfalt

Fachtag „Offen für Vielfalt“

Der Weg war lang und er bleibt es bis zur umfassenden interkulturellen Öffnung der Jugendverbände. Denn mit vielen jungen Menschen, die auf Ihrer Flucht vor Krieg, Gewalt und Armut nach Deutschland kommen, entstehen neue Herausforderungen. Eben weil Jugendverbände aber schon einen langen Weg gegangen sind, können sie auf Erfahrungen bauen und die Aufgaben angehen. Darin waren sich die ca. 110 Teilnehmer_innen des Fachtages „Offen für Vielfalt“ am 30. September 2015 in Berlin einig.

Wir als Deutscher Bundesjugendring, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hatten eingeladen, Bilanz zu ziehen und Ausblicke zu wagen. Unsere stellvertretende Vorsitzende Hetav Tek machte zu Beginn des Tages deutlich: Selbstbestimmung und Selbstorganisation als Basis der Jugendverbandsarbeit führen dazu, dass ein vielfältiges und offenes Miteinander möglich ist. Gleichwohl bedeutet es Arbeit und Auseinandersetzung, Vielfalt und Offenheit wirklich werden zu lassen. 
Andrea Mack-Philipp vom BAMF sagte in ihrem Grußwort dazu: „Vielfalt ist längst Realität, sie muss jedoch zur akzeptierten Normalität werden“. 

Als Grundlage für den Austausch und die Diskussion beschrieb Dr. Cornelia Schu vom Sachverständigenrat Deutscher Stiftungen für Integration und Migration die Entwicklung bis zur aktuellen Lage. Danach setzt sich die Gesellschaft immer stärker aus sehr vielen kleinen Gruppen mit sehr unterschiedlicher Herkunft zusammen. Die Menschen wurden nicht nur kulturell sehr unterschiedlich geprägt. Sie bringen auch sehr unterschiedliche Arten mit, diese kulturellen Prägungen in Beziehung zu bringen. Mit dem Begriff Superdiversität lasse sich das gut beschreiben, sagte sie. (Zum Vortrag)

Den Fokus auf die Jugendverbände richtete Dr. Liane Pluto vom Deutschen Jugendinstitut. Sie stellte fest: Jugendverbände sind im Wandel und damit teilweise unter Druck, sich über ihre Ziele und ihre Ausrichtung klar zu werden. In der großen Heterogenität der Verbände liege das Potenzial, für viele Menschen passend zu sein. Damit dieser Zustand abgesichert werden könne, brauche es Unterstützung durch Hauptamtliche oder höhere verbandliche Ebenen. Langfristig und nachhaltig könnte die interkulturelle Öffnung durch eine solide Organisationsentwicklung abgesichert werden. (Zum Vortrag)

Im Workshopteil des Fachtages setzten sich die rund 100 Teilnehmer_innen mit Erfahrungen von Praktiker_innen auseinander. 
Darum ging es:

  • Umgang mit Vielfalt: aktive Gestaltung der interkulturellen Öffnung von Jugendverbänden
  • Anregungen und Unterstützung für die interkulturelle Öffnung der Jugend(verbands)arbeit durch Landesjugendringe – Erfahrungen, Praxiseinblicke und Konsequenzen
  • Geflüchtete Kinder und Jugendliche in Deutschland – Chancen und Herausforderungen für die kulturelle Öffnung der Jugend(verbands)arbeit

Der Fachtag wollte Zwischenbilanz ziehen. Die liest sich so: Wir sind ein Einwanderungsland. DEN Migranten und DIE Migrantin gibt es nicht, Migration hat viele Gesichter und Geschichten, diese Superdiversität wird als Chance und Herausforderung begriffen. Umso wichtiger also auf dieser Basis einen Ausblick zu wagen. 
Kirsten Trittermann vom BMFSFJ etwa fand: In einer Zeit, in der Menschen immer globaler und mobiler werden, sind Jugendverbände gut aufgestellt, weil sie nicht statisch sind und sich permanent weiter entwickeln. (Zur Rede)

Andrea Mack-Philip vom BAMF betonte, das BAMF sei gefordert, Jugendverbände in dieser Entwicklung zu unterstützen – inhaltlich und finanziell. Und Hetav Tek appellierte an Politik und Teilnehmer_innen: „Unsere Gesellschaft hat das Potenzial, Flüchtlinge aufzunehmen. Wir müssen Flucht und Migration nicht gegeneinander, sondern miteinander betrachten“. (Zur Rede)

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