Jugenddialog

Junge Menschen diskutieren Strategien gegen Fake News und Hate Speech

Im Rahmen des Jugenddialogs haben junge Menschen mit Politikerinnen über Falschinformationen und Hass im Internet diskutiert. Zum Abschluss des Online-Events wurden Wetten über die Erreichung der erarbeiteten Lösungsansätze abgeschlossen.

Junge Menschen sind im Internet vielfältig Hasskommentaren und Falschmeldungen ausgesetzt. Beim Online-Event des Jugenddialogs haben junge Menschen von ihren persönlichen Erfahrungen berichtet und gemeinsam mit politisch Verantwortlichen diskutiert, wie dem begegnet werden kann. Zu Gast waren die Bundestagsabgeordnete Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Die Linke). Einig waren sich die Teilnehmer*innen, dass man Hate Speech und Fake News nur gemeinsam bekämpfen könne.

In einem Impulsvortrag wiesen Marc Rüdiger von der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein und Markus Krajc vom Landesjugendring Schleswig Holstein auf die Besonderheiten von Hassbotschaften im virtuellen Raum hin. Im Internet fehlten die menschlichen Reaktionen, um die Personen hinter Bild und Text wahrzunehmen. Online gebe es kaum direktes Feedback zum Gesagten, es fehle ein Gegenüber, der in die Schranken weist. Dies führe durch einen Enthemmungseffekt dazu, dass die eigene Meinung sich radikalisiere. Hass im Internet sei dabei nicht losgelöst vom analogen Leben. Im Gegenteil – die rechtsterroristischen Anschläge in Hanau und Halle und der Mord an Walter Lübcke seien Beispiele dafür, wie aus Hate Speech mörderische Taten folgen könnten.

Diese Einordnung bekräftige Petra Pau. Sie beschrieb ihre eigenen Erfahrungen und sagte, im Netz finde eine schnelle Radikalisierung statt, die sich in der analogen Welt fortsetze und auf die Straße trage. Renate Künast beobachtet seit 2015 eine verstärkte Zunahme der Hasskommentare online. Diese seien aber keineswegs eine willkürliche Methode, um Einzelpersonen anzugreifen. Vielmehr müsse man erkennen, dass dahinter die Strategie stehe, demokratische Institutionen und Prozesse gezielt zu delegitimieren und Leute zu emotionalisieren. Es gehe darum, Menschen aus der gesellschaftlichen und politischen Debatte zu verdrängen. Insbesondere Frauen würden so attackiert und häufig versucht, häufig mit verbaler sexualisierter Gewalt mundtot zu machen.

Im Anschluss an die Problembeschreibung diskutierten die Teilnehmer*innen, wie man mit Hate Speech und Fake News umgehen kann. Gegenrede sei oft schwierig, weil diese den Hass im Zweifel multipliziere. Digital Detox könne eine Möglichkeit sein, Attacken zu umgehen und eine emotionale Erschöpfung zu verhindern. Die Lösung zur Bekämpfung von Hassbotschaften aber sei das nicht, da sie das Problem nur ausblende. Eine Möglichkeit, Hassinhalten zu begegnen, sei, diese zu melden. Auch wenn das über die Plattformen oft umständlich sei, böten Dienste wie https://hassmelden.de/ vereinfachte Verfahren.

Politikerinnen und junge Menschen waren sich einig darin, dass man mit dem Hass nicht allein bleiben solle. Vielmehr kann Teil der Lösungsstrategie sein, sich Freund*innen und Verbündete zu suchen und sich dem Hass nicht alleine auszusetzen. Renate Künast riet, laut darüber zu reden und Attacken von der persönlichen auf eine größere Ebene zu ziehen und die Taktik dahinter zu erkennen.

Aber auch die Politik könne und müsse zur Problemlösung beitragen, indem sie einen gesetzlichen Rahmen für die Verfolgung von Straftaten auch im Onlineraum schafft. Dazu bräuchte es nicht immer Sonderrecht. Tatbestände des Strafgesetzbuches wie Beleidigung, üble Nachrede, Verleumdung oder Volksverhetzung ließen sich auch online anwenden.

Darüber hinaus müssten auch Eltern in die Präventionsarbeit einbezogen werden und Sozialarbeiter*innen für Netzthemen sensibilisiert und spezialisiert werden. Dafür brauche es ausreichend Beratungsstellen, die zudem langfristig finanziert werden. Petra Pau wettete mit den jungen Menschen, dass sie sich für eine langfristige Finanzierung von Beratungsstellen einsetzen werde. Renate Künast versprach in ihrer Wette, sich für den systematischen Ausbau von Beratungsstellen im Umgang mit Fake News und Hate Speech einzusetzen.

Junge Menschen können zur Problemlösung beitragen, indem sie sich engagieren und beispielsweise als Teil von Initiativen systematisch gegen Onlinehass vorgehen. Zwei Teilnehmer wetteten, dass sie in ihrem Verband ein Panel oder Austauschprojekt zu diesem Thema durchführen würden. Eine Person wettete, dass sie sich im Jugendparlament für das Vorgehen gegen Diskriminierung, Hate Speech und Fake News stark machen werde. Eine Teilnehmerin versprach, Falschnachrichten im Zusammenhang mit Corona im Familien-Chat zu thematisieren.

Der Ausgang der Wetten wird auf den Seiten des Jugenddialogs veröffentlicht.

Themen: Jugenddialog