Jugendarbeit

Kinder- und Jugendfreizeiten unverzichtbarer Bestandteil der Jugendhilfe

Die DBJR-Vollversammlung hat am 24./25. Oktober 2008 die Position „Kinder- und Jugendfreizeiten sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Jugendhilfe“ beschlossen:

Kinder- und Jugendfreizeiten bzw. Kinder- und Jugendreisen haben in der Jugendverbandsarbeit eine lange Tradition und sind ein selbstverständlicher Bestandteil der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Sie sind Ergänzungen und Alternativen zu anderen Arbeitsformen der Kinder- und Jugendarbeit. Sie vervollständigen die anderen Arbeitsformen und setzen wichtige inhaltliche Impulse. Für viele Kinder und Jugendliche sind sie der Erstzugang zu Aktivitäten der Kinder- und Jugendarbeit, zu den Jugendverbänden bzw. dem jeweiligen konkreten Verband oder Verein. Gleichzeitig sind sie für viele Kinder und Jugendliche ein immer wiederkehrender Höhepunkt der verbandlichen Arbeit. Neben dem Ziel der Erholung sind Ferienfreizeiten wichtige Lernorte.

Kinder- und Jugendreisen leisten für Kinder und Jugendliche einen wichtigen Beitrag zur Sozialisation, zur Persönlichkeitsentwicklung, zum praxisorientierten Erwerb von Wissen und Sozialkompetenz im Umgang miteinander sowie zum interkulturellen Lernen. Sie sind Orte und Anlässe der Erholung, der Bildung sowie der Partizipation. Sie bieten Kindern und Jugendlichen zeitliche und räumliche Freiräume, die sich von ihren alltäglichen Erfahrungen abgrenzen und über sie hinausgehen.

Beschreibung des Handlungsfeldes

Maßnahmen, die über einen längeren Zeitraum an einem anderen als dem eigenen Wohnort bzw. Sozialraum und als Gemeinschaftserlebnis stattfinden, werden unter unterschiedlichen Begriffen subsumiert. In der Kinder- und Jugendarbeit selbst ist auch der Begriff „Freizeitenarbeit“ verbreitet. § 11 SGB VIII-KJHG operiert mit dem Begriff der „Jugenderholung“, der jedoch den Aspekt des Ortswechsels vernachlässigt (z. B. Stadtranderholung). Der Begriff des Kinder- und Jugendreisens wiederum umfasst auch die Reisen junger Menschen außerhalb der Kinder- und Jugendhilfe, etwa privat organisierte Reisen mit Eltern oder Freundinnen und Freunden. Insbesondere der kommerzielle Jugendtourismus ist von den Angeboten des Kinder- und Jugendreisens in der Kinder- und Jugendhilfe nach Zielen und Formen zu unterscheiden. Anbieter im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sind vor allem freie Träger und hier in erster Linie Jugendverbände, Kirchen, Sportvereine und Jugendgruppen. Kinder- und Jugendreisen als Arbeitsform in der Kinderund Jugendhilfe sind also deutlich von anderen Formen des Kinder- und Jugendreisens zu unterscheiden.

Die Aktivitäten der Jugendverbände im Bereich Kinder- und Jugendreisen werden darüber hinaus oft auch unter den verschiedensten Begriffen und Feldern der Jugend(verbands)arbeit ein- bzw. diesen jeweils „von Maßnahme zu Maßnahme“ zugeordnet: Jugenderholung, außerschulische Jugendbildung, Bildungsmaßnahmen, Ferienlager, Zeltlager, Mitarbeiterfortbildung, Jugendaustausch etc.

Merkmale und Grundsätze des Kinder- und Jugendreisens

Jugendverbände sind jugenddominierte Freiräume, in denen junge Menschen freiwillig und selbstbestimmt Teile ihres Lebens gemeinschaftlich gestalten. So sind Jugendverbände u.a. Orte der gemeinsamen Freizeitgestaltung, zu der seit jeher das gemeinsame „mobil sein“, also das gemeinsame Reisen dazu gehört; und zwar in dem Maße, wie es selbstverständlicher Teil des Lebensalltags junger Menschen geworden ist. Die Reise- und Freizeitangebote der Jugendverbände leiten sich aus den gemeinsamen Merkmalen und Grundsätzen der Jugendverbandsarbeit ab. Deren Grundprinzipien Partizipation, Freiwilligkeit, Selbstbestimmtheit, Ehrenamt und Werteorientierung spiegeln sich auch in der Organisation der Reisen und Freizeiten wider und werden für die Kinder und Jugendlichen erlebbar gemacht.

Kinder- und Jugendfreizeiten bieten die Möglichkeit einer intensiven pädagogischen Arbeit in einem langen, zusammenhängenden Zeitraum. Kinder- und Jugendreisen bringen für die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen Spaß und Erholung. Gemeinsame Gruppenerlebnisse und persönliche Erfahrungen tragen dazu bei, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu schaffen und zu stärken. Sie ermöglichen den Teilnehmenden Erfahrungen, die in ihrem alltäglichen sozialen Umfeld nicht oder nur eingeschränkt möglich sind. Dazu gehört, dass Freiräume geschaffen werden und insbesondere, dass die Kinder und Jugendlichen andere Kulturen und Lebensstile kennen lernen und sich bewusst mit ihnen auseinandersetzen. Dabei findet soziales Lernen statt, Kinder und Jugendliche können ihre Rolle in der Gruppe ausprobieren und lernen, mit Feedback aus dieser Gemeinschaft umzugehen. Kinder und Jugendliche werden durch die Kinder- und Jugendreisen bewusst aus ihrem gewohnten Umfeld geholt. Der eine offensichtliche – Aspekt ist die räumliche Veränderung und/oder ein anderes personelles Umfeld. Der andere Aspekt ist eine andere Gemeinschaft (auf Zeit) mit einer anderen Kultur des Zusammenlebens, mit Freiräumen statt Zwängen des Alltags und mit Selbst- statt Fremdbestimmtheit sowie ohne Leistungsdruck.

Für die Mitglieder sind Kinder- und Jugendreisen oft auch ein regelmäßiger Höhepunkt ihres verbandlichen Lebens und dienen so der Bindung zwischen den Mitgliedern und ihrem Verband. 74 % aller Teilnehmenden einer Grundlagenstudie erklären beispielsweise in der Nachbefragung drei Monate später: Die Freizeit war für mich ein Höhepunkt des Jahres! [1] Dabei ergeben sich auch regelmäßig Anstöße zur verbandlichen Fortentwicklung. Verbandliche Jugendreisen haben also bereits für sich einen hohen Wert als eigenständige Maßnahmen. Indem sie sich jedoch auch auf kontinuierliche Angebote (wie Gruppenstunden) beziehen und mit anderen Angebote korrespondieren, erhalten Jugendreisemaßnahmen als Höhepunkte ihres Verbandslebens und als Phasen intensivierter Bildungsprozesse, die eingebettet sind in die kontinuierliche und nachhaltige Arbeit der Verbände, einen besonderen Wert. Allein stehende Angebote von Trägern, die ausschließlich Reisen anbieten, verfügen über diese Potentiale nicht.

Die Reise- und Freizeitangebote der Jugendverbände sind ein wichtiges Betätigungsfeld für ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. Dies macht sie zu jugenddominierten Räumen und ermöglicht fließende Übergänge zwischen nonformalen und informellen Bildungsanlässen. Diese Ehrenamtlichen sollten über qualifizierte Ausbildungen verfügen, etwa durch den Erwerb der Jugendleiter/innenCard (Juleica). Denn grundlegende Kenntnisse sowie Erfahrungen in der Organisation und Durchführung solcher Maßnahmen zur Sicherung der Qualität der Angebote sind erforderlich. Das durchgehende Prinzip von Ehrenamtlichkeit verwirklicht vielfältige Formen der peer-Education. Sowohl bei der Übernahme von Aufgaben und Pflichten als auch bei der Entscheidungsfindung sind meist alle beteiligt. Damit wird auch die Subjektorientierung sichergestellt, die für jugendverbandliche Arbeit bezeichnend und wichtig ist. Diese unverzichtbare Offenheit steht einer Formalisierung und Verregelung entgegen. Die Anbieter von Maßnahmen müssen daher stets das Gleichgewicht zwischen niedrigschwelligen Zugängen, von Freiräumen zur Selbstgestaltung und jugendlichem Engagement auf der einen Seite und den Anforderungen mit Blick auf Sicherheit, pädagogische Qualität und Veranstalterpflichten auf der anderen Seite im Auge behalten. Dazu sind Mindeststandards und qualifizierte pädagogische Konzepte für die Gestaltung der Maßnahmen, die Ausbildung der Engagierten und deren Auswahl erforderlich.

Die Maßnahmen der Jugendverbände folgen ihren Grundsätzen und bieten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, aktiv zu werden, selbst mitzubestimmen und die Angebote gemeinsam zu gestalten. In geeigneten Formen wie Lagerräten, Plena, Morgen- und Abendrunden o.ä. wird beispielsweise über das Programm und die Regeln des Zusammenlebens diskutiert und entschieden. Erwachsene und jugendliche Leiter/innen bieten den Rahmen und einen Raum; Kinder und Jugendliche eignen sich diesen an und gestalten ihn. Weil der überwiegende Teil der freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe – und insbesondere der Kinder- und Jugendarbeit – wertorientiert arbeitet, werden auch viele Angebote des Jugendreisens hiervon geprägt. Die Wertorientierungen fließen in die Programme ein, werden mit anderen Programminhalten in Bezug gesetzt und bestimmen die Regeln des Zusammenlebens in den Maßnahmen, etwa durch Aspekte wie gegenseitige Achtung, Toleranz und Wertschätzung. Kinder- und Jugendreisen der Jugendverbände stellen durch die oben beschriebenen Aspekte neben anderem auch eine einmalige Lernwelt dar, in der vielfältige informelle Bildungsprozesse ablaufen und z. B. Demokratielernen ermöglicht wird. Damit sind diese Veranstaltungen Orte, an denen die Grundwerte eingeübt und erprobt werden können, die den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ausmachen. Weil es hierbei stets um gemeinwohlorientierte Perspektiven geht, können auch Freiräume gegenüber konsumorientierten oder einseitig leistungsorientierten Einflüssen entstehen, die in dem Lebensalltag junger Kinder- und Jugendfreizeiten Menschen prägend wirken. Die Verbindung von selbstbestimmten Freiräumen mit wertorientierten Grundhaltungen bilden damit eine Anregungsraum, den z. B. kommerzielle Veranstalter nicht anbieten können und mit Blick auf ihre Gewinnorientierung in aller Regel auch nicht anbieten wollen.

Von zunehmender Bedeutung für Jugendverbände sind sozialpolitische Aspekte. Die Angebote des Kinderund Jugendreisens sind vor dem Hintergrund wachsender Armut von großer Bedeutung, wenn es darum geht, allen Kindern und Jugendlichen Zugang zu Erholung, Reisen, Anregung, Bildung sowie einer attraktiven Freizeitgestaltung zu eröffnen. Die Angebote von Jugendverbänden und Jugendringen sind nicht gewinnorientiert und werden häufig anteilig durch öffentliche Zuschüsse gefördert. Dies und das Engagement der vielen Ehrenamtlichen in den Maßnahmen ermöglicht eine sozial orientierte Preisgestaltung und zwar bei gleichzeitig aufwändigem und gut betreutem Angebot. Kinder- und Jugendreisen tragen somit dazu bei, der anhaltenden sozialen und materiellen Ausgrenzung zahlreicher junger Menschen aus unserer Gesellschaft entgegenzuwirken. Jugendreisen der Jugendverbände sind für alle jungen Menschen attraktiv und für Teilnehmende aus allen sozialen Milieus offen; dies entspricht dem gelebten Selbstverständnis der Jugendverbände. So sagen 87 % der Jugendlichen am Ende der Reise, dass sie neue Freund/innen gefunden haben.[2] Besonders herauszuheben ist, dass es sich bei diesen neuen Freund/innen in vielen Fällen um Jugendliche handelt, die einem anderen als dem eigenen Milieu entstammen. Dazu werden verschiedene solidarische Ansätze praktiziert: soziale Staffelung der Teilnehmendenbeiträge, Einrichtung eines Sozialfonds zur entsprechenden Unterstützung der betroffenen Teilnehmenden u.a. Dies reicht jedoch insgesamt nicht aus. Jugendverbände bedürfen daher entsprechender Unterstützung, u.a. durch die öffentlichen Träger. Die massiven Kürzungen der öffentlichen Förderung bei der Kinder- und Jugenderholung schränken die Möglichkeiten der Jugendverbände, entsprechende Angebote zu machen, erheblich ein und bürden den Trägern und ihren Ehrenamtlichen Lasten auf, die sie alleine nicht bewältigen können. Die Defizite in der Förderpolitik vieler Kommunen und Länder verstärken die Armutsfolgen in Deutschland, weil die effizienten Kompensationsmöglichkeiten in diesem Bereich nicht voll ausgeschöpft werden. Die Gesellschaft lässt hier nicht nur arme Kinder und Jugendliche allein, sondern auch die, die ihnen helfen könnten und wollen.

Ein wesentlicher Aspekt der Kinder- und Jugendreisen ist ihre Funktion als erster Zugang von Kindern und Jugendlichen zu Jugendverbänden. Kinder- und Jugendreisen sind in der Regel offene Angebote. Sie sind eine hervorragende Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, sich die Aktivitäten des jeweiligen Verbandes oder Vereines und darüber einen Zugang zu weiteren Maßnahmen zu erschließen. 31 % der Jugendlichen sind bei Jugendreisemaßnahmen erstmals dabei, auch bei Älteren liegt die Quote der Erstteilnehmenden ähnlich hoch wie bei den Jüngeren.[3] Der Staat ist auf eine lebendige Zivilgesellschaft mit leistungsfähigen Organisationen angewiesen. Jugendverbände haben hier die wichtige Funktion, diese Organisationen inhaltlich wie personell immer wieder zu erneuern und junge Menschen an gesellschaftliches Engagement heran zu führen. In diesem Gefüge spielen Jugendreisen als niedrigschwellige Zugänge, als eher unverbindliche Aktivitäten, als Lernorte und als Engagementmöglichkeit auf Zeit eine wichtige Rolle.

Darüber hinaus werden durch die Reise- und Feizeitangebote junge Menschen für das ehrenamtliche Engagement gewonnen. 61 % der Teilnehmenden äußern, dass sie selbst Lust bekommen haben, einmal Betreuer/in bei einer solchen Freizeit zu sein.[4] Gleichzeitig sind diese Angebote einer der wesentlichsten Einsatz- und Erfahrungsorte für das Engagement dieser Ehrenamtlichen. Durch die Verantwortungsübernahme, das Engagement und die Möglichkeit, ihre Kompetenzen einzusetzen, gewinnen auch die Ehrenamtlichen an Erfahrung und entwickeln sich persönlich weiter.

Kinder- und Jugendreisen – ein jugendpolitisches Thema!

Kinder- und Jugendreisen bzw. Freizeitmaßnahmen sind nach wie vor ein aktives und wichtiges Handlungsfeld der Jugendverbände. Eine gemeinsame Interessenvertretung für die Belange dieses Arbeitsbereiches ist angesichts der jugend- und förderpolitischen Entwicklungen der letzten Jahre von wachsender Bedeutung.

Der Rückzug der öffentlichen Träger hat erhebliche Folgen für die finanzielle Ausstattung der Maßnahmen. So sank die Höhe der öffentlichen Ausgaben für Maßnahmen der Kinder- und Jugenderholung von 2000 auf 2004 um 20,5 %.[5] Förderpolitisch geht es hier nicht nur darum, benachteiligten Kindern und Jugendlichen Zugänge zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung zu ermöglichen. Alle jungen Menschen haben Anspruch auf bedarfsgerechte Angebote der Kinder- und Jugendarbeit und hierzu gehören auch Jugendreisen in ihren unterschiedlichen Formen.

Häufig wird vergessen, dass Jugendreisen auch Orte und Räume benötigen. Spezielle Jugendquartiere, Freizeitheime und Zeltplätze sind Voraussetzung für erfolgreiche Maßnahmen und bieten Freiräume zur Selbstgestaltung. Die über Jahre andauernden massiven Einschnitte in der Investitionsförderung für solche Träger führte erst zu einem wachsenden Investitionsstau und aktuell immer stärker zu einem regelrechten „Häusersterben“, das die über Jahrzehnte mühsam aufgebaute Infrastruktur bedroht. Andere, ursprünglich für Jugendliche vorgehaltene Einrichtungen – unter ihnen zahlreiche Jugendherbergen – orientieren sich auf lukrativere Felder wie Familienferien oder Klassenfahrten.

Jugendreisemaßnahmen werden nicht allein dadurch besser, dass sie von Jugendverbänden veranstaltet werden. Jugendverbände bringen jedoch besondere Potenziale mit, die allerdings ausgeschöpft und entwickelt werden müssen. Jugendpolitisch führen Formen der Qualitätssicherung und -entwicklung immer wieder zu Kontroversen. Gesetzliche Auflagen (Reiserecht, Infektionsschutzgesetz, Führungszeugnis-Debatte) berücksichtigen oft die Besonderheiten selbstorganisierter Kinder- und Jugendarbeit nicht. Auch andere Vorstöße wie Zertifizierungsangebote, Leistungsnachweise usw. müssen die Eigenständigkeit freier Träger sensibel berücksichtigen, weil hier stets auch die Frage der Selbstbestimmung junger Menschen berührt wird. Das gleiche gilt für den Nachweis von Lernleistungen in nonformalen Bildungssettings.

Die politisch Verantwortlichen und die öffentlichen Träger der Kinder- und Jugendhilfe haben über Jahre die Bedeutung und den Wert dieses Arbeitsfeldes vernachlässigt. Hier muss dringend umgesteuert werden. Auch die Jugendverbände und andere Träger der Kinder- und Jugendhilfe sind aufgerufen, Kinder- und Jugendreisen weiterhin einen hohen Stellenwert im Rahmen ihrer inhaltlichen, personellen und finanziellen Prioritätensetzung einzuräumen.

Folgerungen

Es bleibt ein zentrales Ziel der Jugendverbandsarbeit, allen Kindern und Jugendlichen qualitativ hochwertige, an den Interessen der Kinder und Jugendlichen ausgerichtete und bezahlbare Kinder- und Jugendreisen anzubieten, die den skizzierten pädagogischen und politischen Ansprüchen gerecht werden. Das bedeutet insbesondere auch, finanziell und sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen soziale Erfahrungen und Bildung als Gemeinschaftserlebnis während Kinder- und Jugendreisen zu ermöglichen.

Dazu bedarf es einer deutlicheren Profilierung der Jugendverbände in diesem Handlungsfeld. Dieses muss in die jugendpolitische Diskussion verstärkt eingebracht werden. Fachpolitisch ist die Profilierung des Kinder- und Jugendreisens als bedeutsames Arbeitsfeld der Kinderund Jugendhilfe und insbesondere der Kinder- und Jugendarbeit erforderlich.

Forderungen

  • Auf allen föderalen Ebenen sind Kinder- und Jugendreisen durch Bezuschussung bei Bedarfslagen finanziell abzusichern, ist die öffentliche Förderung auszubauen und sind Kinder- und Jugendreisen für alle Kinder und Jugendliche durch die öffentlichen Träger zu gewährleisten. Auch bei angespannter öffentlicher Finanzlage muss in Zukunft allen Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an Freizeit- und Bildungsmaßnahmen möglich sein.
  • Ausreichend kostengünstige Unterkünfte sind sicherzustellen und die Beherbergungs- und Programmvielfalt ist aufrechtzuerhalten. Einrichtungen, die zur Aufrechterhaltung kostengünstiger Angebote beitragen, dürfen nicht in ihrer Existenz gefährdet werden. Jugendzeltplätze, Jugendfreizeit- und Jugendbildungsstätten sowie vergleichbare Einrichtungen haben einen gesellschaftlichen Auftrag. Das allein muss Grund für eine öffentliche Förderung sein. Eine Kopplung von Fördermöglichkeiten und marktorientierter Zertifizierung ist abzulehnen. Kinder- und Jugendreisen brauchen Orte mit vielfältigen Möglichkeiten.
  • Bei gesetzlichen Regelungen, die Auswirkungen auf diesen Bereich haben ist Zurückhaltung notwendig. Unnötige Verregelungen sind zu vermeiden. Die unsinnigen Anforderungen des Personenbeförderungsgesetzes müssen endlich aufgehoben werden (vergleiche Beschluss der 74. Vollversammlung des Deutschen Bundesjugendrings vom 23./24. Oktober 2001 in Berlin).
  • Die weitere Qualitätsentwicklung und -sicherung muss in der Verantwortung der hier aktiven freien Träger liegen. Die Entwicklung, Erprobung und Implementierung von Qualitätsstandards und von Evaluations- und Qualitätssicherungsmodellen muss unter Wahrung der Eigenständigkeit freier Träger gefördert werden.
  • Die bundesweite Jugendleiter/innen-Card (Juleica) muss weiter gestärkt und als Basis für die Qualitätssicherung der Arbeit der ehrenamtlichen Teamer/innen profiliert werden. Die Juleica steht für eine hochwertige Qualifizierung von Jugendleiter/innen und sichert, dass der/die Inhaber/in der Card eine ausreichende praktische und theoretische Qualifizierung für die Aufgabe als Jugendleiter/in erhalten hat und in der Lage ist, verantwortlich Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen zu gestalten, z. B. die Leitung einer Gruppe. Damit kommen den Teilnehmenden der Maßnahmen der Jugendverbände die Vorteile der ehrenamtlichen Teamer/innen und gleichzeitig eine qualitativ hochwertige Betreuung zugute.
  • Die Regelungen zur Freistellung bzw. zum Sonderurlaub unter Fortzahlung der Bezüge bzw. Erstattung von Aufwendungen für Beschäftigte bzw. Selbständige während ihres Einsatzes als Mitarbeiter/innen von Kinder- und Jugendreisen gemeinnütziger Träger der Kinder- und Jugendhilfe müssen erhalten, entsprechend ausgeweitet oder neu erlassen werden.

Von der 81. Vollversammlung des Deutschen Bundesjugendrings am 24./25.10.2008 in Berlin einstimmig beschlossen.

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[1] Wolfgang Ilg, Evaluation von Freizeiten und Jugendreisen, 2008, edition aej ISBN 978-3-88862-088-1, Seite 82

[2] Wolfgang Ilg, Evaluation von Freizeiten und Jugendreisen, 2008, edition aej ISBN 978-3-88862-088-1, Seiten 76/77

[3] ebenda, Seite 52

[4] ebenda Seite 82 (T430)

[5] Quelle: Statistisches Bundesamt: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe – Maßnahmen der Jugendarbeit 2000 und 2004 und Berechung der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik Dortmund

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