Lärm, Gefahr und Müll: Zeit für ein Ende privater Böller und Feuerwerke
Vernon Raineil Cenzon / unsplash
Als demokratisch legitimierte Interessenvertretung junger Menschen setzen wir uns als Jugendverbände und Jugendringe für ein ganzjähriges Verbot privater Feuerwerkskörper der Kategorie F2 ein[1].
Silvester ist für viele ein emotionaler Höhepunkt des Jahres – ein Moment der Gemeinschaft, des Feierns und des Neubeginns. Für zahlreiche Menschen gehört das Feuerwerk traditionell zum Jahreswechsel dazu. Doch dieser Brauch hat gravierende Folgen: Tonnenweise Feinstaub belastet die Luft, Tiere geraten in Panik, Notaufnahmen sind überfüllt, Rettungs- und Einsatzkräfte überlastet – und die Kosten für Reinigung und Schäden tragen am Ende die Kommunen.
Uns als Jugendverbänden geht es nicht darum, das Feiern oder das Gemeinschaftserlebnis an Silvester einzuschränken. Vielmehr fordern wir ein ganzjähriges Verbot privater Feuerwerkskörper der Kategorie F2, um die negativen Auswirkungen auf Umwelt, Tiere und Gesellschaft zu minimieren – Auswirkungen, die besonders junge Menschen und kommende Generationen tragen müssen.
Klima- und Umweltbelastung
Das Zünden von Feuerwerkskörpern führt kurzfristig zu einer extremen Luftverschmutzung. Einige chemische Bestandteile, wie toxische Metallverbindungen, gelangen als Feinstaub in die Luft und können aufgrund ihrer Feinheit in die Bronchien und bis in den Blutkreislauf gelangen[2][3], andere in den Boden und weiter in das Grundwasser, wo sie ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Die Produktion belastet die Umwelt lokal, der Transport nach Deutschland (90% der Feuerwerkskörper werden im Ausland produziert) belastet Klima und Umwelt global[4].
Auswirkungen auf Biodiversität und Tiere
Die Auswirkung eines Feuerwerkes sind gravierend für die Tierwelt. Haustiere sind einer extremen Stresssituation ausgesetzt und reagieren zum Beispiel mit Verstecken oder Aggressivität. Auch Wildtiere leiden unter dem plötzlichen Lärm, dem Rauchgeruch, Erschütterungen und den grellen Lichtblitzen. All dies kann zu Panik, Flucht und zur Störung ihres Biorhythmus führen, sodass es nicht selten bis zum Tod vieler Tiere kommen kann.
Folgen für den Menschen
Für den Menschen zeigt sich ein deutlich erhöhtes Risiko für jegliche Atemwegserkrankungen durch die erhöhte Feinstaubbelastung, sodass nicht nur bei Menschen mit einer Vorerkrankung deutliche Atembeschwerden auftreten.
Ein weiteres Problem sind die Verletzungen und Unfälle, die durch Feuerwerkskörper auftreten. Besonders häufig sind Kinder und Jugendliche, sowie unbeteiligte Zuschauer*innen die Leidtragenden einer unsachgemäßen Nutzung von Feuerwerkskörpern. Fast jedes Jahr kommt es in der Silvesternacht nicht nur zu Dutzenden Verletzten, sondern auch zu Todesfällen. Dies gilt es zu vermeiden!
Die psychische Belastung durch Feuerwerkskörper sollte in einem Einwanderungsland wie Deutschland nicht vergessen werden. Viele Menschen, die hierher gekommen sind, haben - so wie viele ältere Menschen und Veteran*innen - Kriege erlebt und könnten durch die Geräuschkulisse retraumatisiert werden.
Belastung von Infrastruktur und Gesellschaft
Für Notfalldienste stellt die Silvesternacht eine absolute Ausnahmesituation dar. Feuerwehren müssen durch Feuerwerk ausgelöste Brände löschen, die Notaufnahmen füllen sich mit Verletzten. Gleichzeitig sehen sich Einsatzkräfte einer konkreten Bedrohung gegenüber. Sie begeben sich in die Gefahr, bei der Arbeit gezielt mit Pyrotechnik angegriffen zu werden - das gilt für Polizeibeamt*innen wie Feuerwehrleute und Rettungskräfte. In den ersten Tagen des neuen Jahres sind dann meist die Kommunen verantwortlich für das Aufräumen und notwendige Reparaturen. Den finanziellen Schaden tragen die Steuerzahler*innen.
Daher fordern wir:
- Ein bundesweites, ganzjähriges Verbot des Verkaufs und der privaten Verwendung von Pyrotechnik der Kategorie F2 Eine entsprechende Änderung der 1. Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV) muss schnellstmöglich umgesetzt werden. Das schließt den Verkauf von Böllern und Raketen an Privatpersonen vollständig aus.
- Förderung gemeinschaftlicher, sicherer und moderner Alternativen durch Städte und Gemeinden Ein Verbot schafft Raum für Neues. Wir appellieren an die Kommunen, anstelle des privaten Lärms neue nachhaltige Traditionen zu etablieren. Professionell organisierte und zentral durchgeführte Veranstaltungen wie Licht-, Laser- oder Drohnenshows bieten beeindruckende Gemeinschaftserlebnisse für alle – ohne die verheerenden Nebenwirkungen.
Als junge Generation fordern wir eine Politik, die die Zukunft schützt. Ein Ende des privaten Feuerwerks ist ein einfacher, aber wirkungsvoller Schritt hin zu einem Silvesterfest, das nicht von Zerstörung, Angst und vermeidbarem Leid, sondern von Freude und Gemeinschaft geprägt ist.
[1] Die Kategorie F2 umfasst pyrotechnische Gegenstände, wie Knallkörper und Knallkörperbatterien mit Blitzknallsatz und Raketen, welche von Personen über 18 Jahren erworben werden dürfen. (Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV § 20)
[2] Gouder, Caroline; Montefort, Stephen (2014): Potential impact of fireworks on respiratory health. In: Lung India : official organ of Indian Chest Society 31 (4), S. 375–379. DOI: 10.4103/0970-2113.142124 .
[3] Petrowski, Katja; Bastianon, Christina Diane; Bührer, Stefan; Brähler, Elmar (2019): Air Quality and Chronic Stress: A Representative Study of Air Pollution (PM2.5, PM10) in Germany. In: Journal of occupational and environmental medicine 61 (2), S. 144–147. DOI: 10.1097/JOM.0000000000001502
[4] Statistisches Bundesamt (26.11.2024): Wieder mehr Feuerwerkskörper importiert: +6,8 % von Januar bis September 2024 gegenüber Vorjahreszeitraum. Zahl der Woche Nr. 48 vom 26. November 2024. Online verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/ZahlderWoche/2024/PD24_48_p--002.html?, zuletzt geprüft am 10.08.2024.
Einstimmig bei 20 Enthaltungen beschlossen in der Vollversammlung am 24. Oktober 2025 in Dresden.