Nachhaltige Entwicklung

Nachdenken über die Welt von morgen

Gemeinsam mit Maja Göpel dachten wir über die Welt von morgen nach. Die Politökonomin und Transformationsforscherin diskutierte mit rund 40 Teilnehmenden digital, worauf es in Zukunft ankommt.

Das Format „Nachdenken über…“ folgt bewusst den Chatham-House-Regeln: Teilnehmende dürfen freien Gebrauch von Informationen machen, die sie bekommen. Aber niemand soll die Identität und Zugehörigkeit anderer Teilnehmender preisgeben. Damit sollen Gedanken und Meinungen  geschützt werden.

Mit Blick auf die rasante Zerstörung der Biodiversität, den Klimawandel und dem Neustart nach der Coronakrise fanden die Teilnehmenden: Wir müssen aktuell so viel wie möglich und so schnell wie möglich handeln. Und beim Handeln darf nicht im Mittelpunkt stehen, Profit zu machen und Ressourcen zu verschwenden. Konkret müssen wir den Flächenverbrauch reduzieren, die Artenvielfalt erhalten, Feld und Wald als Wasserspeicher pflegen sowie den Ausstoß von Kohlendioxid stoppen. Ein Schalter lässt sich nicht umlegen, aber klug und nachhaltig  einsetzen, was Probleme löst. In der Digitalisierung liegen Potenziale, wenn sie uns Menschen hilft und nicht allein wachstumsorientiert eingesetzt wird.

Ist es bereits zu spät? Diese Frage bewegte und eine Antwort lautet: In der gegenwärtigen Lage kann Wissenschaft nicht mehr solide prognostizieren und modellieren, was passieren kann. Damit steigt die Ungewissheit enorm und mit ihr das Risiko. Es ist wichtig und notwendig, sich einzumischen. Und es ist überfällig, die Bewertungsgrundlagen für Wachstum und Wohlstand zu justieren. Ein Zukunftmodell kann der OECD Better Life Index sein. Das Bruttoinlandsprodukt jedenfalls hilft nach Ansicht der Teilnehmenden nicht mehr.

Positiv sehen viele den europäischen Vorschag zum Green Deal: Die Konzepte könnten eine ökologische Wende der Industriegesellschaft einleiten. Am Kohleausstieg-Gesetz schieden sich dagegen die Geister. Sind die kleinen Schritte in die richtige Richtung mehr als nichts oder  unzureichend? Hilft eher „Draufschlagen“ oder Anerkennung der kleinen Erfolge? Die Geduld junger Menschen wird strapaziert. Das betonten die Teilnehmenden. Jungen Menschen werden Räume genommen, eigene politische Akzente zu setzen, weil sie noch lange mit dem Umgehen müssen, was andere verbocken. Angesichts eines großen Berges aus Problemem und Krisen wurde diskutiert, was die zentralen Themen sein müssten. Erkenntnis: Gesunde Nahrung, Gesundheit und Zukunft der Arbeit werden in den Fokus rücken.

Wie umsteuern? Mit einem Steuersystem der Zukunft zum Beispiel, das Ressourcen besteuert und die Kreislaufwirtschaft ankurbelt. Steuern auf Finanztransaktionen können ein Hebel sein, denn die wertvollsten Unternehmen sind aktuell IT- und Finanzunternehmen, die keine Steuern zahlen. Derzeit zahlen alle, die herstellen, was wir Menschen zum Leben brauchen.

Kritisch diskutiert wurde, dass in der Debatte um Klima, Biodiversität und Erhalt der Lebensgrundlagen längst wissenschaftliche Fakten mit gefühlten Wahheiten bekämpft werden, dass Akteure angefeindet und die Demokratie in Frage gestellt wird. In der Welt von Morgen muss nicht nur der Klimawandel gestoppt und der Lebensraum erhalten werden, sondern auch die Demokratie geschützt werden.

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