Shell-Jugendstudie 2024: Jugend zwischen pragmatischem Handeln und Zukunftssorgen

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Ein zentrales Ergebnis der aktuellen Studie ist die enorme Vielschichtigkeit der Jugend. Innerhalb der Generation bilden sich viele unterschiedliche Positionen ab. Junge Menschen haben große Sorgen und Nöte, doch sie glauben weiterhin an eine bessere Zukunft im bestehenden demokratischen System. Das politische Interesse der Jugend ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Besonders bemerkenswert ist die „Repolitisierung“ der Jugend: Junge Frauen interessieren sich mittlerweile genauso stark für Politik wie junge Männer, und insbesondere bei jüngeren Jugendlichen entwickelt sich ein stärkeres politisches Interesse. Das Wahlalter 16 wurde in diesem Zusammenhang bei der Veranstaltung zur Vorstellung der Studie als wichtiges Instrument zur Förderung politischer Teilhabe hervorgehoben. Die Forderung nach mehr Beteiligung und Mitsprache auf allen politischen Ebenen – von der Kommune bis zur EU – bleibt daher zentral.
Die Sorgen um die gesellschaftliche Entwicklung sind deutlich gewachsen. Geopolitische Konflikte, insbesondere der Krieg in Europa und die wirtschaftliche Lage, bereiten 81 % beziehungsweise 67 % der Jugendlichen Sorgen. Ängste vor gesellschaftlicher Spaltung und vor Ausländerfeindlichkeit sind ebenfalls gestiegen, letztere von 52 % auf 58 %. Besonders prägnant ist die wachsende Sorge um den Krieg in Europa und aktuell den Krieg im Nahen Osten. Viele Jugendliche betonen, dass das Leid der Bevölkerung in Gaza anerkannt werden sollte, wobei ihre Positionen zur politischen Einordnung dieses Konflikts stark differieren.
Trotz dieser Ängste zeigt sich die Jugend resilient und zukunftsoptimistisch. Diese Resilienzerfahrung, die sich durch die Bewältigung von Krisen wie der Corona-Pandemie gefestigt hat, stärkt das Vertrauen der jungen Menschen in die Fähigkeit der Demokratie, Herausforderungen zu meistern. Besonders in Bezug auf die mentale Gesundheit gibt es jedoch nach der Pandemie weiterhin Herausforderungen: Therapieplätze fehlen, und Mediensucht ist ein wachsendes Problem. Dennoch geht es der Mehrheit der Jugendlichen gut, was auch daran liegt, dass sie weiterhin hohes Vertrauen in staatliche Institutionen und das demokratische System haben.
Die Shell-Jugendstudie bestätigt zudem, dass soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit für die junge Generation weiterhin zentrale Themen sind. 80 % der Befragten sind überzeugt, dass der Mensch für den Klimawandel verantwortlich ist, und 57 % sind bereit, eigenständig ihre Verhaltensweisen zugunsten von Klima und Umwelt zu ändern. Der Wunsch nach einer generationengerechten Ausgestaltung von Gesetzen wurde ebenfalls thematisiert.
Der Arbeitsmarkt stellt für die Jugend derzeit eine vielversprechende Perspektive dar. Viele junge Menschen sind sich bewusst, dass ihnen ein Arbeitnehmermarkt bevorsteht, der es ihnen ermöglicht, Forderungen zu stellen und aus einer Vielzahl von Optionen zu wählen. Gleichzeitig gibt es jedoch auch eine hohe Leistungsbereitschaft, nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten. Familienfreundlichere Arbeitsmodelle und der zunehmende Bedarf an Pflege für ältere Menschen sind Themen, die für die zukünftige Arbeitswelt von großer Bedeutung sein werden.
Der Bundesjugendring sieht in den Ergebnissen der Studie eine Bestätigung der eigenen Arbeit und eine klare Aufforderung an Politik und Gesellschaft, die Jugendbeteiligung weiter zu stärken. Jugendliche wollen ernst genommen werden und aktiv an Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit mitwirken. Politik und Gesellschaft sind daher gefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen für echte Mitbestimmung zu schaffen und junge Menschen auf ihrem Weg in eine gestaltbare Zukunft zu unterstützen.
Zusammenfassung der Ergebnisse der Shell-Jugendstudie über diesen Link: www.shell.de/about-us/initiatives/shell-youth-study-2024.html