Internationale Jugendpolitik

Solidarität mit der Jugend am Westbalkan

Die DBJR-Vollversammlung hat am 27./28. Oktober 2017 die Position „Europa (er)leben: Solidarität mit der Jugend am Westbalkan“ beschlossen:

Die im DBJR zusammengeschlossenen Jugendverbände und Jugendringe sind sich der zunehmend kritischen politischen Situation zwischen den Staaten am Westbalkan, bzw. den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens bewusst und sehen die Perspektivlosigkeit junger Menschen verbunden mit dem stockenden EU-Erweiterungsprozess mit Sorge.

Deshalb fordern wir von den Landesregierungen und der Bundesregierung sowie den europäischen Institutionen:

  • Bleibeperspektiven für jungen Menschen in der Region zu schaffen und somit dem „Brain-Drain“[1] entgegen zu wirken;
  • die hohe Jugendarbeitslosigkeit wirksam zu bekämpfen;
  • den Jugendaustausch mit und in der Region generell zu stärken und dazu gezielt Fördermittel bereitzustellen;
  • formale und non-formal (EU-)Bildungsprogramme in der Region auszubauen und den „Brain-Circulation“[2] zu fördern;
  • die Partizipation und gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen in der Region zu garantieren und Jugendringsstrukturen zu unterstützen;
  • den Berlin-Prozess[3] im Sinne der jungen Menschen fortzuführen;
  • die EU als Friedensgarant in der Region zu stützen und den EU-Integrationsprozess mit Nachdruck weiterzuführen. Die EU muss zudem nachdrücklich dafür eintreten, dass die jeweiligen Regierungen im Westbalkan einen effektiven Minderheitenschutz gewährleisten.
  • Innerhalb der Jugendverbände und Jugendringe wollen wir aus diesem Grund dazu ermutigen:
  • wieder verstärkt den Kontakt in die Region zu suchen und neue Jugendaustauschmaßnahmen zu etablieren;
  • eine strategische Partnerschaft mit dem Westbalkanjugendwerk RYCO[4] aufzubauen und dessen Projekte zu unterstützen;
  • die Intensivierung der jugendpolitischen Kontakte in der Region voranzutreiben;
  • unsere Erfahrungen im Aufbau von Jugendstrukturen mit jungen Menschen am Westbalkan zu teilen und sie in ihrer Arbeit zu unterstützen.
  • Der DBJR unterstützt die Jugendverbände und Jugendringe bei diesen Vorhaben und ermöglicht zum Auftakt einen Fachkräfteaustausch zur Kontaktaufnahme.

Einstimmig beschlossen von der DBJR-Vollversammlung am 27./28 Oktober 2017 in Berlin.

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[1] Der Begriff Brain Drain – wörtlich: der Abfluss von Gehirn – bezeichnet die Auswanderung hoch qualifizierter Fachkräfte ins Ausland. (siehe  www.berlin-institut.org/online-handbuchdemografie/entwicklungspolitik/von-brain-drain-zu-brain-circulation.html).

[2] In den 1990er Jahren haben Forscher die Theorie der Brain Circulation entwickelt: Ihr zufolge verlaufen Wanderungsströme nicht endgültig und einseitig in nur eine Richtung (siehe https://www.berlin-institut.org/online-handbuchdemografie/entwicklungspolitik/von-brain-drain-zu-brain-circulation.html).

[3] Der Westbalkan-Prozess – auch bekannt als Berliner Prozess – ist eine gemeinsame Initiative 13 europäischer Länder und der Europäischen Kommission. Der Prozess unterstützt die Heranführung der Westbalkan-Länder an die Europäische Union und deren EU-Beitritt sowie die Intensivierung der regionalen Zusammenarbeit. Dies umfasst Bereiche wie die Lösung bilateraler Probleme, die Konsolidierung der Rechtsstaatlichkeit, die Konnektivität und wirtschaftliche Entwicklung sowie eine stärkere Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft und beim zwischengesellschaftlichen Dialog. (siehe https://www.leopoldina.org/de/jsc/)

[4] Inspiriert vom Deutsch-Französischen Jugendwerk wurde von den Regierungen der Westbalkanländer im Rahmen des Berlin-Prozesses ein "Balkan-Jugendwerk" - das Regional Youth Cooperation Office of the Western Balkans (RYCO) mit Sitz in Tirana gegründet.

Themen: Internationale Jugendpolitik