Medien- und Digitalpolitik

Barcamp schafft Grundlage für jugendgerechte Netzwerk-Regeln

Junge Menschen haben als Verbraucher*innen konkrete Vorstellungen, wie Soziale Netzwerke und Plattformen im Internet jugendgerechter werden können. Das zeigte der Austausch beim Barcamp Jugendgerechte soziale Medien Ende Juni.

Bundesjustiz- und Bundesjugendministerin Christine Lambrecht erklärte in ihrem Grußwort: „Welche Erfahrungen haben Jugendliche auf sozialen Plattformen? Welche Regeln wünschen Sie sich dort? Über Antworten auf diese und weitere Fragen werden junge Menschen sich in dem von uns geförderten Projekt gemeinsam austauschen. Auf die Wünsche und Empfehlungen der Jugendlichen an die sozialen Netzwerke und die Politik bezüglich jugendgerechter Regeln bin ich sehr gespannt.“

Zum Auftakt diskutierten die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Hagl-Kehl und der Staatssekretär Dr. Christian Kastrop aus dem Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) mit unserer Vorsitzenden Daniela Broda über die Herausforderungen und Chancen des Projektes. Das Gespräch wurde live gestreamt und steht auf dem DBJR-Vimeo-Kanal zur Verfügung.

Rita Hagl-Kehl stellte fest, dass junge Verbraucherinnen die Netzwerke kennen und deswegen wissen, an welchen Stellen sie als Verbraucher*innen geschützt werden wollen. Und sie war der Ansicht, dass die Netzwerke ein Interesse daran haben sollten, die Vorstellungen junger Menschen zum Verbraucher*innen-Schutz umzusetzen. Das Projekt biete diese Chance.

Staatssekretär Dr. Christian Kastrop machte deutlich, dass Gesetze auch für junge Menschen gemacht werden müssen. Durch das Projekt wolle das BMJV genauer erfahren, worauf bei der Gesetzgebung stärker geachtet werden müssen. Er räumte auch ein, dass Gesetze manchmal etwas langsamer entstehen. Leitlinien und Forderungen von Verbraucher*innen könnten da schneller wirken und Betreiber von Plattformen zu Änderungen bewegen.

Unsere stellvertretende Vorsitzende Daniela Broda sieht als Stärke des Projektes, dass die demokratische junge Zivilgesellschaft gemeinsam mit der Regierung den Plattformen mit Erwartungen und Forderungen gegenübertrete.

Die Teilnehmenden setzten im Barcamp die Agenda für die Workshop-Phase, in der nun im Juni und Juli an konkreten Forderungen gearbeitet wird. Es wird demnach um Transparenz gehen – für Algorithmen und für den Umgang mit persönlichen Daten. Es geht um ein menschenwürdiges Miteinander und gegen Hate Speech. Aspekte von Schutz und Hilfe werden besprochen, gegen Cyber Mobbing, Cyber Grooming, Sexismus und Rassismus im Netz. Der Datenschutz ist wichtig.

Ein Thema lautet „Verantwortung übernehmen“, als Verbraucher*innen durch kritischen Konsum oder Nutzen der Netzwerke, auf Seiten der Betreiber*innen für mehr Bewusstsein um ihre Wirkung und Verantwortung. Souveränität ist wichtig: Mehr mitbestimmen, mitwirken und gestalten, zugleich auch mehr ablehnen können an Geschäftsbedingungen oder Inhalten. Wichtiges Anliegen ist mehr gesellschaftliche Kontrolle und eine stärkere Orientierung am Gemeinwohl. Dahinter steckt, beispielsweise Gewinne der Plattformen umzuverteilen, kleine Plattformen und Netzwerke zu stärken und in Open Source Entwicklung zu finanzieren.

Am Ende, aber mit einer hohen Priorität versehen, stehen Diversität und Inklusion: Aus Sicht junger Menschen müssen mehr Mittel und technisches Know-How zur Umsetzung von Inklusion und Barrierefreiheit bereitgestellt werden.

Das Projekt „Social Digital Responsibillity (SDR): Jungen Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Stimme für aktive Teilhabe an Netzwerken und Plattformen geben“ wird von uns umgesetzt und vom BMJV gefördert.

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