Demokratie Jugendverbände

Erkenntnisse über das Jugendbild der AfD

Porträt Professor Dr. Benno Hafeneger
Das Jugendbild der AfD und das Jugendbild der Jugendverbände passen nicht zusammen. Die Partei greift deswegen teilweise heftig die Vielfalt der Jugendverbände an. Wissenschaftlich untersucht hat diese Angriffe Dr. Benno Hafeneger, mit ihm organisierten wir ein „Nachdenken über das Jugendbild der AfD“.

Das Format „Nachdenken über…“ folgt bewusst den Chatham-House-Regeln: Teilnehmende dürfen freien Gebrauch von Informationen machen, die sie bekommen. Aber niemand soll die Identität und Zugehörigkeit anderer Teilnehmender preisgeben. Damit sollen Gedanken und Meinungen geschützt werden.

Erfahrungen mit dem Agieren dieser Partei und anderer völkischer, rechter Parteien hatten viele Teilnehmende. Erkennbar ist ein Muster: Finanzierung und Förderung werden in Frage gestellt, die engagierte Arbeit für eine vielfältige Gesellschaft, für Selbstbestimmung und Emanzipation junger Menschen als linksradikal diffamiert. Bei den Formen nutzt sie parlamentarische Anfragen an die Regierung oder konkrete Anträge zum Entzug der Förderung - zuletzt geschehen im Landtag Brandenburg.

Aus dem Handeln lässt sich eindeutig ableiten, welches Jugendbild die Partei hat und welches nicht. Sie will keine politisch engagierte Jugend und richtet sich gegen Emanzipation und Selbstverwaltung. Sie will den Pluralismus einengen. Die AfD denunziert die vielfältigen Lebensweisen und -entwürfe der jungen Generation. Sie leugnet den Klimawandel, sieht eine hohe Kriminalität bei Jugendlichen, kritisiert Erinnerungspolitik und -kultur – insbesondere die zur NS-Zeit.

Die AfD macht Stimmung, geht aber nicht erkennbar systematisch vor. Sie wirkt eher aktionistisch, nutzt die Oppositionsrolle und kommuniziert massiv auf unterschiedlichen Kanälen in die Öffentlichkeit hinein. In der Summe ein gefährliches Agieren. Die Teilnehmenden waren sich einig: Jugendverbände müssen stark dagegenhalten und für eine starke Demokratie eintreten. Denn längst wird der Diskurs verschoben, die politische Kultur verändert sich. In einige Städten und Gemeinden sind andere Parteien nicht gegen das Agieren immun, sie übernehmen teilweise Forderungen und Haltungen der AfD. Wohin das führt?

Die Partei versucht längst eigene Strukturen auszubauen und in die Zivilgesellschaft hineinzuwirken. Das gilt es zu verhindern. Wie? Souverän bleiben, selbstbewusst sein, die eigene Arbeit weiter machen und zur Auseinandersetzung mit der Lage anregen. Themen wie Demokratie und Rechtsstaat kann die Jugendarbeit für Jugendliche sichtbar und erfahrbar machen. Was ebenfalls hilft: Eine gute Vernetzung auf den verschiedenen Ebenen herstellen und sich solidarisch untereinander zeigen.

Die AfD hat viel Geld zur Verfügung durch ihre Wahlergebnisse und die entsprechende Wahlkampferstattung, durch Gönner*innen und Stiftungen. Sie platziert eine wachsende Zahl Menschen aus ihrem Umfeld im Politikbetrieb, in Verwaltungen und anderen Strukturen. Nicht nur die Jugendverbände müssen sich darauf einstellen, dass neue Akteure Politik machen und Themen auf ihre Weise einbringen.

Im Oktober wird die Studie „Die AfD und die Jugend - Wie die Rechtsaußenpartei die Jugend- und Bildungspolitik verändern will“ veröffentlicht, die Professor Dr. Benno Hafeneger mit Kolleg*innen erstellt hat. Als Bundesjugendring haben wir die Studie unterstützt.

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