Ehrenamt

Freiwilliger Dienst mit Schusswaffentraining

Der freiwillige Dienst im Heimatschutz „Dein Jahr für Deutschland“ des Bundesverteidigungsministeriums ist gestartet. Wir sehen das neue Angebot kritisch.

Mit dem Freiwilligendienst im „Heimatschutz“ sollen zunächst pro Jahr 1.000 Freiwillige eine siebenmonatige militärische Grundausbildung erhalten und weitere fünf Monate Dienst in der Reserve leisten. Vergütet wird der Dienst mit 1.400 Euro monatlich. Im längst etablierten Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) werden nur 330 Euro pro Monat gezahlt. Nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) leisteten 2019/2020 etwa knapp 55.000 junge Menschen ein FSJ. Hinzu kommen knapp 40.000 Menschen jeden Alters im Bundesfreiwilligendienst (BFD) sowie mehr als 2.500 junge Menschen im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) und weitere in internationalen, entwicklungspolitischen und europäischen Freiwilligendiensten.

„Die Freiwilligendienste sind eine besondere Form des bürgerschaftlichen Engagements, bei dem sich junge Menschen für das Gemeinwohl einsetzen“, sagt unsere Vorsitzende Lisi Maier. Es wurden Strukturen geschaffen, die jungen Menschen ein Bildungs- und Orientierungsjahr ermöglichen. „Sie schaffen abseits von lohnabhängigen Beschäftigungsverhältnissen Möglichkeiten, sich persönlich weiterzuentwickeln und zu orientieren“, erklärt Lisi Maier.

Der Doppelcharakter von Bildungsjahr und Orientierungsjahr auf der einen Seite und Übernahme von sozialer Verantwortung und gemeinwohlorientiertem Handeln auf der anderen Seite machen aus unserer Sicht den konzeptionellen Kern der Freiwilligendienste aus. Dabei müssen die Interessen und Bedürfnisse der Freiwilligen immer im Vordergrund stehen. Aus unserer Sicht müssen unter anderem folgende Prinzipen gelten:

  • Einsatzstellen im Freiwilligendienst sind keine Arbeitsplätze
  • Persönlichkeitsbildung darf kein Luxusgut sein
  • Freiwilligendienste sind kein arbeitsmarktpolitisches Instrument
  • Dienste müssen selbstbestimmtes Lernen ermöglichen
  • Freiwilligendienste sind offen für alle
  • Alle Dienstarten sind gleichzustellen

Ausführlich beschreiben wir das in unserer Position „Freiwilligendienste jetzt stärken!“.

„Die Bundeswehr bedient sich mit dem neu geschaffenen Freiwilligendienst (FWD) im Heimatschutz eines anerkannten Begriffs und auch dessen Renommee“, sagt Lisi Maier und kritisiert: „Sie untergräbt dabei das Engagement der Freiwilligen in den klassischen Freiwilligendiensten, weil gänzlich neue Strukturen geschaffen werden“. Wir fordern die Bundesregierung deswegen auf, im Rahmen ihrer eigenen Aktivitäten den Begriff des Freiwilligendienstes nicht zu untergraben, um Personalgewinnung zu betreiben oder andere politische Ziele zu erreichen.

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