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Geschlechtergerechtigkeit

Weltweit erfahren schätzungsweise ein Drittel aller Frauen und Mädchen körperliche oder sexuelle Gewalt. Sie werden in Gesellschaften oft strukturell benachteiligt und leisten bedeutend mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Die Vereinten Nationen wollen alle Formen der Diskriminierung von Frauen und Mädchen beenden. Die Selbstbestimmung von Frauen soll auf allen Ebenen gefördert werden.

Was heißt das für Deutschland?

Auch wenn sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten bezüglich Gleichberechtigung viel getan hat, gibt es immer noch viel zu tun. Das zeigt unter anderem der „Equal Pay Day“: Frauen verdienen in vergleichbaren Positionen immer noch fast ein Drittel weniger als ihre männlichen Kollegen. Der Anteil der Frauen an unbezahlter Haus-, Pflege- und Erziehungsarbeit ist immer noch deutlich höher. Frauen erleben also vielfältige strukturelle Benachteiligungen. Daher braucht es noch umfassendere sozialpolitische Maßnahmen.

Wie lässt sich eine Freizeit im Sinne des SDGs gestalten? 

Welche Entwicklungen gibt es in den Jugendverbänden?

Die Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG) hat ihr Positionspapier „Geschlechtervielfalt in der PSG“ beschlossen. Die Bundesversammlung des Verbandes macht klar, dass sich in der PSG alle Mädchen und Frauen, inter*, nichtbinäre, trans* und agender Personen zu Hause fühlen können. Der Pfadfinderinnenverband will, dass sich Mitglieder ihrer geschlechtlichen Identität bewusst werden können, will sie in ihrer Selbstfindung unterstützen und dafür ein sicherer Raum sein. Das binäre Geschlechtersystem entspricht aus Sicht der PSG nicht der Realität. 

Merkpunkte für ein Leitungsteam

  • Leitungsteam setzt sich bereits im Vorfeld kritisch mit Rollenbildern und -klischees auseinander und reflektiert das eigene Verhalten gegenüber Jungen, Mädchen und Queers

  • Leitungsteam ist sich der Vorbildfunktion bewusst: eigene Perspektiven kritisch hinterfragen und mit guten Beispielen vorangehen

  • Aufgaben im Leitungsteam jenseits typischer Rollenzuordnungen verteilen und/oder im gemischten Team arbeiten

Merkpunkte für die Planung

  • Programm für alle offen gestalten (jede*r kann alles ausprobieren)

  • Sich bei der Planung oder bei Aktivitäten fragen, ob Geschlecht eine Rolle spielt und wenn ja, warum: Sind geschlechtergetrennte Gruppen nötig? Gibt es Alternativen?

  • Ansprache bei Ausschreibungen beachten: niemanden ausschließen

  • Verwendete Bilder auf Plakaten o.ä. kritisch nach Geschlechterklischees hinterfragen

  • In der Ausschreibung mit 1-2 Sätzen darauf hinweisen, dass alle willkommen sind. Beispiel: „Alle, die möchten, sollen bei unserer Veranstaltung dabei sein können. Die Räume sind barrierefrei und wir möchten, dass sich alle wohlfühlen können. Teile uns deshalb gerne Deine Wünsche und Bedürfnisse für Deine Teilnahme mit.“
    Achtung:
    Es muss eingehalten werden, was versprochen wird. Wenn im Vorfeld klar ist, dass auf manche Bedürfnisse nicht eingegangen werden kann, dann sollte das direkt kommuniziert werden. 

  • Bewusst Themen aufgreifen, bei denen es zu Benachteiligung von Geschlechtern kommt (siehe mögliche Programmangebote), um aufzuklären und ein Bewusstsein dafür zu schaffen (z. B. geschlechtsbezogene Beschimpfungen inhaltlich thematisieren)

  • Zum Teil geschlechtshomogene Räume schaffen: „Schutzräume“ (schlafen, duschen, ...). Vorher kommunizieren, damit sich jede*r wohlfühlt bzw. ansprechen kann, wenn es diesbezüglich Probleme gibt.

  • Rückzugsräume bei der räumlichen Gestaltung einplanen

Merkpunkte für das Umsetzen

  • Leitungsteam hat im Blick, dass alle zu Wort kommen und sich einbringen können

  • Programm zum teil mit Teilnehmenden gemeinsam planen: Welche Wünsche und Bedürfnisse gibt es?

  • Verhaltensregeln mit den Teilnehmenden für die Freizeit aufstellen: respektvoller Umgang, keine Beschimpfungen, keine Gewalt ... und auf Einhaltung bei allen achten

  • „Mentor*innen“ oder „Buddys“ bei Bedarf einsetzen

  • Räume des Austauschs und der Reflexion schaffen, um auf Wünsche und Bedürfnisse reagieren zu können: Was läuft gut? Was nicht?

  • Vertrauen aufbauen: Mädchen, Jungen und Queers müssen die Möglichkeit haben, mit den Verantwortlichen der Freizeit jederzeit vertraulich sprechen und Bedürfnisse und Befürchtungen kommunizieren zu können

  • Darauf achten, dass Teams gemischt sind UND zum Teil geschlechtshomogene Räume schaffen 

  • Darauf achten, in Rollenspielen und anderen Aktivitäten nicht in Geschlechterklischees zu verfallen: neutrale Alternativen suchen (siehe mögliche Programmangebote)

Öffnung und Sichtbarkeit für queere Jugendliche

Die Fachstelle Jugendreisen beim DBJR bietet auf ihrer Internetseite gesammelte Informationen zum Thema queersensible Jugendreisen.

Mögliche Programmangebote zu den Themen des SDGs

  • Freizeitaktivitäten für alle ermöglichen und andere dabei ermutigen, neues auszuprobieren (skaten, kochen, Fußball, reiten, ...): Vielleicht bewusst Geschlechterklischees aufbrechen und geschlechtergemischte Gruppen bilden

  • Bewusst das Thema Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt aufgreifen, z.B.:

    • Rap/Hip-Hop-Workshop: eigenen Rap machen und auf diskriminierende Sprache bewusst verzichten > Bewusstsein schaffen, dass Sprache diskriminieren kann, z.B. bezogen auf Geschlecht

    • Filmabend mit passendem Film

    • Gäste einladen, z.B. aus Beratungsstellen oder Vorbilder jenseits von Geschlechterklischees

    • Rollenspiele: nicht Ritter u.ä. Figuren erschaffen, sondern geschlechtsneutrale Fantasiewelten, Tierwelten,... 

  • Selbstverteidigungskurse anbieten

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