Heute und morgen im Interesse der Jugend – Jugendverbandsarbeit in der postmigrantischen Gesellschaft
Die von uns als Jugendverbände und Landesjugendringe vertretenen Interessen junger Menschen sind seit
jeher vielfältig. Gleichzeitig vervielfachen sich die Bedarfe und Anliegen junger Menschen in Deutschland unter den Vorzeichen einer postmigrantischen Gesellschaft noch weiter: Mehr als ein Drittel aller jungen Menschen in Deutschland hat heute nach Angaben des Statistischen Bundesamts einen sogenannten Migrationshintergrund. Je jünger die Altersgruppe, desto höher der Anteil. Diese Entwicklung hält seit Jahren an.
Viele Jugendverbände und Landesjugendringe haben daher schon vor über zwanzig Jahren damit begonnen, sich unter der Zielsetzung der „interkulturellen Öffnung“ auf diesen gesellschaftlichen Wandel einzustellen. Seither haben sich Perspektiven geweitet, sodass mittlerweile eher von „rassismuskritischer Öffnung“ bzw. breiter gefasst von „diversitätssensibler Öffnung“ die Rede ist.
Diese Öffnungsprozesse stehen dafür, dass sich gesellschaftlicher Wandel nicht automatisch und ohne proaktives Zutun in etablierte Strukturen, Angebote und Interessenvertretung übersetzt. Sie verweisen – mit ihrer anhaltenden Aktualität – gleichzeitig darauf, dass es sich um eine fortlaufende Aufgabe handelt, die angesichts gesellschaftlicher Dynamiken nie abgeschlossen sein kann.
Als Jugendverbände und Landesjugendringe sind wir davon überzeugt, dass wir daher einen auf Dauer gestellten Rahmen für die Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex postmigrantische Gesellschaft und Diversität brauchen, um unsere Jugendverbandsarbeit zukunftsfest aufzustellen. Nicht zuletzt nehmen wir wahr, dass der gesellschaftliche Wandel fortlaufend neue Selbstorganisationen junger Menschen hevorbringt. Den DBJR als Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände und Landesjugendringe sehen wir als geeigneten Akteur, in organisatorischer wie fachlicher Hinsicht den Rahmen für diese inhaltliche Auseinandersetzung zu schaffen. Wir beauftragen den DBJR daher mit der Umsetzung folgender drei Maßnahmen:
Bestandsaufnahme „Rassismuskritische und diversitätssensible Jugendverbandsarbeit - wo stehen
wir?“ Der DBJR-Vorstand ermittelt zusammen mit seiner Geschäftsstelle den Stand der rassismuskritischen und diversitätssensiblen Jugendverbandsarbeit auf Bundesebene sowie die damit verbundenen Bedarfe und offenen Fragen seiner Mitgliedsorganisationen. Diese Bestandsaufnahme umfasst auch die Organe, Gremien und sonstigen Strukturen der Arbeitsgemeinschaft selbst.
Zukunftsstrategie „Gesellschaftlicher Wandel als Dauerzustand – wie gehen wir damit um, wo wol-
len wir hin?“ Darauf aufbauend erarbeiten DBJR-Vorstand und -Geschäftssstelle im Austausch mit den Mitgliedsorganisationen eine zukunftsweisende Strategie, wie das Thema in der Jugendverbandsarbeit auf Bundesebene verortet und vorangetrieben werden kann. Dazu gehört auch die Frage nach einer Strategie der diversitätssensiblen Organisationsentwicklung der DBJR-Strukturen und -Gremien, die wiederum als Orientierung für die Mitgliedsorganisationen dienen kann.
Maßnahmen zur dauerhaften Etablierung der Thematik: Bestandsaufnahme und Zukunftsstrategie müssen von effektiven Maßnahmen begleitet werden, welche die regelmäßige und verbindliche Auseinandersetzung innerhalb der Arbeitsgemeinschaft mit Rassismuskritik, Diversität und gesellschaftlichem Wandel absichern. Die Maßnahmen sollen darüber hinaus auch die Entwicklung und Nutzbarmachung von Expertise auf Seiten des DBJR und seiner Mitgliedsorganisationen fördern.
Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen wollen wir die bestehenden Jugendverbandsstrukturen langfristig zukunftsfest aufstellen, um die Interessen aller junger Menschen in Deutschland zu vertreten – heute und morgen.
Einstimmig bei 1 Enthaltung beschlossen in der Vollversammlung am 28. Oktober 2023 in Berlin.