Junges Engagement

Junges Ehrenamt Thema im Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement

Daniela Broda im Kreis der Expert*innen und der Leitung des Bundestags-Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement.
Der Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement nahm eine Standortbestimmung Ehrenamt vor. Die Sitzung war nicht öffentlich. Als Sachverständige war u. a. Daniela Broda als Vorsitzende des Bundesjugendrings eingeladen.

Daniela Broda stellte dem Ausschuss kurz den Bundesjugendring als Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände und Landesjugendringe vor. Sie formulierte den Anspruch, Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche zu sein. Ihre Botschaft: Ehrenamt und Engagement sind zentrale Grundlage der Jugendverbandsarbeit, junge Ehrenamtliche wollen Gesellschaft und Politik mitgestalten.

Den Abgeordneten machte die Vorsitzende des Bundesjugendrings deutlich, dass ehrenamtliches Engagement nur erhalten bleibt und weiterentwickelt werden kann, wenn Staat und (Zivil-)Gesellschaft ihre Aufgaben (gemeinsam) erfüllen. Sie müssen entsprechende Rahmenbedingungen sicherstellen. Die Abgeordneten nahmen zur Kenntnis, dass Jugendverbände eine besondere Organisationsform sind: Selbstbestimmt und selbstorganisiert entscheiden Kinder und Jugendliche über Aktivitäten, über die Themen ihrer Gruppe und ihres Verbandes, auch über die „Strukturen“. Sie übernehmen selbst Verantwortung. Und das alles mit gesetzlicher Garantie durch den Paragrafen 12 des SGB VIII.

Jugendverbandsarbeit und Ehrenamt

Die Abgeordneten hörten interessiert, dass in Jugendverbänden nur wenige hauptberufliche Mitarbeitende unterstützend tätig sind – als Backbone-Struktur, die den Ehrenamtlichen ihr Engagement ermöglicht oder erleichtert. Konkret: „Mit einer hauptberuflichen Stelle wird das Engagement hunderter Ehrenamtlicher gestützt“, sagte Daniela Broda.

Durch ihre besondere Form reagieren Jugendverbände meist schnell auf ihr Umfeld. Daniela Broda machte deutlich: Gelte es zum Beispiel, gegen den Klimawandel zu kämpfen, schaffen Jugendverbände Räume und Strukturen für neue Bewegung wie Fridays for Future. Gelte es, Geflüchtete aus der Ukraine zu versorgen und vor allem den Kindern und Jugendlichen Sicherheit und ein gutes Ankommen in Deutschland zu bieten, packen Jugendverbandler*innen jeden Alters an.

Dem Ausschuss machte Daniela Broda deutlich: Es sind diese Gestaltungsmöglichkeiten, selbst über Räume, Inhalte sowie Geld und andere Ressourcen zu bestimmten, die junges ehrenamtliches Engagement ausmachen und junge Menschen in die Lage versetzen, ihre Persönlichkeit umfassend zu entwickeln und zu entfalten.

Die Vorsitzende des Bundesjugendrings formulierte Erwartungen und Forderungen: Junges ehrenamtliches Engagement braucht verlässliche Rahmenbedingungen! „Wir müssen von der Kommune bis zum Bund Jahr für Jahr werben und fordern, dass Mittel für Jugendverbandsarbeit nicht gekürzt werden, sondern mit den Entwicklungen von Preisen und Kosten wachsen. Das bindet die Kraft der Ehrenamtlichen. Und wir müssen auch auf allen Ebenen stark darüber wachen, dass neue Gesetze und Verordnungen nicht bürokratische Hindernisse aufbaut“.

Als Beispiel für Qualität und Anerkennung im Ehrenamt beschrieb Daniela Broda die Jugendleiter*in-Card Juleica. Und zugleich lasse sich an der Juleica die Auswirkung der Pandemie deutlich machen. Vor CORONA waren es jedes Jahr fast 35.000 junge Menschen, die die entsprechenden Ausbildungen gemacht haben, die Karte erhalten haben und nachweislich ehrenamtlich aktiv waren. Die Karte ist 3 Jahre gültig, was bedeutet: Es gab immer mehr als 100.000 aktive Juleica-Inhaber*innen. In den beiden Pandemiejahren machten nur noch 20.000 junge Menschen die Juleica. Eine Ursache: Die notwendige Ausbildung war nicht mehr in vollem Umfang möglich – trotz digitaler Konzepte. Die aber wahrscheinlich schwerwiegendere Ursache ist das Wegbrechen der Maßnahmen, vor allem der Ferienfreizeiten.

Umso wichtiger sei es, unter anderem mit Unterstützung des Aufholprogrammes viel zu ermöglichen. „Die Delle der letzten zwei Jahre kann durch Aufholpakete ausgebeult werden“, sagte Daniela Broda. Das haben Jugendverbände 2021 erlebt, weil unter anderem im Sommer mehr Maßnahmen durch die große Nachfrage angeboten werden konnten – von Jugendverbänden weit über ihre eigenen Mitglieder hinaus. „Weil junge Menschen in Jugendverbänden Gleichaltrigen wieder Raum für gemeinsame Erlebnisse und Austausch geschaffen haben“, begründete Daniela Broda.

Weil sie die Gelegenheit bot, ließ die Vorsitzende des Bundesjugendrings weitere Vorschläge und Forderungen bei den Ausschussmitgliedern:

  • Bürokratische Hindernisse müssen beiseite geräumt werden: eine Daueraufgabe, weil stets neue hinzukommen.

  • Ehrenamtliche Vorstände von gemeinnützigen Organisationen sollten von der Haftung in Fällen von nicht-grober Fahrlässigkeit befreit werden.

  • Es muss die Möglichkeit geben, durch den Nachweis von ehrenamtlichem Engagement auch außerhalb von Hochschule eine Verlängerung der Regelstudienzeiten und der BAföG-Bezugsdauer zu erhalten.

  • Zeitliche Freiräume sind für junge Menschen Grundvoraussetzung für ehrenamtliches Engagement. Die Freistellung für ehrenamtliches Engagement von Schule, Ausbildung oder Studium ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt – und dies zum Teil widersprüchlich. Hier gibt es Handlungsbedarf.

Daniela Broda schrieb den Abgeordneten abschließend ins Protokoll: „Denken Sie junge Menschen in ihrer Ausschussarbeit weiterhin mit!“

Der Unterausschuss

Der Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement wurde durch den Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eingesetzt. Dem Ausschuss gehören 13 Mitglieder an. Den Vorsitz führt die AfD, allerdings haben die Ausschussmitglieder dem Vorschlag der AfD nicht zugestimmt. Die Sitzungen werden zunächst durch die stellvertretende Vorsitzende Ariane Fäscher (SPD) geleitet.

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