17 Ziele 17 Freizeiten

Kein Hunger

Heute hungern weltweit 800 Millionen Menschen. Hunger ist auch in Deutschland ein Thema. Gleichzeitig verschwenden wir viel zu viele Lebensmittel. Bis 2030 wollen die Vereinten Nationen Hunger und Mangelernährung beenden. Dazu sollen Kleinbäuer*innen gestärkt und die nachhaltige Lebensmittelproduktion ausgebaut werden.

Was heißt das für Deutschland?

Vor allem: Die Landwirtschaft nachhaltiger machen. Dazu gibt es viele Ansätze und Erfahrungen, wie sich die Agrarwende gestalten lässt. Zentral ist dabei, dass weniger landwirtschaftliche Flächen im Ausland genutzt werden, um Lebensmittel für den deutschen Verbrauch zu produzieren. Ein Beispiel dafür ist der Import von Soja als Futtermittel für die Fleischproduktion.

Ein zweiter wichtiger Ansatz ist ein bewussterer Umgang mit Lebensmitteln, denn jährlich werden 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland weggeworfen. Das entspricht fast einem Drittel des Nahrungsmittelverbrauchs.

Wie lässt sich eine Freizeit im Sinne des SDGs gestalten? 

Bereits die Wahl der Unterkunft ist entscheidend. Was gilt es zu beachten?

Die meiste Selbstbestimmung – und damit der Einfluss auf den Ressoucenverbrauch – ist bei Selbstversorgungshäusern möglich. Der organisatorische Aufwand ist dabei natürlich höher, wobei in der Regel dadurch Geld gespart werden kann. Auch macht das gemeinsame Kochen in großen Mengen viel Spaß. Bei Selbstversorgungsunterkünften hat jede*r selbst in der Hand, wo genau in der Region eingekauft wird. Reste können kreativ weiterverarbeitet werden, sodass am Ende im besten Fall nichts übrig bleiben muss. In einer Selbstversorgerunterkunft kann deutlich besser auf die individuellen Verpflegungswünsche der Gruppe eingegangen werden. Überhaupt kann die Verpflegung insgesamt zum Thema einer Freizeit gemacht werden. Gemeinsam kochen ist eine gute gruppendynamische Aufgabe und schult Kinder und Jugendliche im Umgang mit Lebensmitteln. Bei einer größeren Gruppe ist das Kochen manchmal eine Herausforderung. Teamer*innen können das zum Beispiel üben, in dem sie bei einem Vorbereitungstreffen für alle Teilnehmenden kochen.

Sollte ein Selbstversorgungshaus nicht infrage kommen, empfiehlt sich, frühzeitig Kontakt zu der Küche der Unterkunft aufnehmen und Wünsche und Erwartungen formulieren. Häufig kann vieles möglich gemacht werden, was normalerweise nicht angeboten wird. 

Saisonal! Ökologisch! Fair!

Bestimmte Produkte wachsen nur zu bestimmten Jahreszeiten und müssen in den anderen Jahreszeiten meist aufwendig von weiter weg nach Deutschland transportiert werden. Durch das Einkaufen im Supermarkt sind alle eine ständige Verfügbarkeit von allen Lebensmitteln gewohnt. Um unnötige Transportwege von Lebensmitteln zu vermeiden, am besten nur mit saisonalen Lebensmitteln kochen. Einen Kalender, wann was wächst – mit passenden Gerichten zu der jeweiligen Jahreszeit – gibt es hier.

In sehr vielen Regionen gibt es eine ökologische Landwirtschaft. Es ist sinnvoll, mit benachbarten oder regionalen Höfen Kontakt aufzunehmen und direkt vom Feld einzukaufen. Umso größer die Zahl der Teilnehmenden, um so eher lohnt sich eine größere Kooperation, bei der das Essen vielleicht sogar geliefert wird oder bessere Preise möglich sind.

Nur noch vegetarisch oder gar nur noch vegan kochen?

Darüber muss man reden. Viele sind es von zu Hause gewohnt, regelmäßig viel Fleisch zu essen. Der Fleischkonsum ist allerdings eine Hauptursache für den Klimawandel und unnötig hohe Lebensmittelpreise. Besonders in einem Selbstversorgungshaus oder in einem Vorbereitungstreffen sollte mit der Gruppe genau besprochen werden, wie die Verpflegung aussehen soll. Viele entscheiden sich dazu, konsequent vegetarisch zu kochen. Von den Erfahrungen und den Argumenten für eine vegetarische Gruppenernährung lässt sich sehr gut von der Bildungsstätte der Jugend des deutschen Alpenvereins profitieren:

In der Praxis hilft es schon, bei der Teilnahme-Anmeldung nicht das Feld „vegatarisch“ als Option anzubieten, sondern die vegetarische Verpflegung als Standard anzubieten; und dann extra „Fleisch“ als Option aufzuführen. Plötzlich geht die Zahl der Vegetarier*innen deutlich nach oben. Ein Vorteil vegetarisch und vegan zu kochen ist es, neue spannende Rezepte gemeinsam auszuprobieren.

Müll vermeiden, Müll entsorgen

Müll, der gar nicht entstanden ist, ist der beste Müll. Gerade beim Großeinkauf für die Freizeit kann viel Plastikmüll vermieden werden. Viele Lebensmittel werden vollkommen unverpackt angeboten. Das ist gerade bei regionalen Höfen der Fall. 

Einweggeschirr gehört der Vergangenheit an. Sollte kein Geschirr vor Ort sein, können Teilnehmende ihr eigenes Geschirr mitbringen. Ab einer gewissen Gruppengröße oder einem größeren Zeltlager kann auch Mietgeschirr eine Überlegung wert sein.

  • Eine gute Gesamtübersicht zum umweltverträglichen Einkaufen und Kochen gibt es in dieser Broschüre von der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg Augsburg.

Wo gibt es Kochbücher für Gruppen, die nachhaltige und viele vegetarische und vegane Rezepten haben?

  • Ganz neu und kostenfrei (nur die Versandkosten müssen getragen werden) gibt es von dem Bundesjugendwerk der AWO ein Klimakochbuch für verantwortungsvolles Kochen für Gruppen.

  • Das digitale Speiseplan-Planungstool DEATER bietet eine große Rezeptauswahl mit erprobter Gruppeneignung, einen Planer für die Ermittlung der richtigen Lebensmittelmengen sowie die automatische Erstellung einer Einkaufsliste.

  • Vom Landesverband BaWü der Jugend des Deutschen Alpenvereins gibt es ein Kochbuch für Gruppen mit vegetarischen Rezepten nach Saison geordnet.

  • Eine kleine Onlinedatenbank der Naturfreundejugend bietet viele vegatarische und vegane Rezepte vom Hauptgericht über Getränke bis zum Kuchen.

  • In die NAHGAST Community können eigene Rezepte eingestellt oder leckere, nachhaltige und erprobte Rezeptideen aus der Community entdeckt werden.

Zum neuen Standard im Verband machen?

Wenn die letzte Jugendfahrt schon vegetarisch, regional, saisonal, fair, „lecker“ und kostengünstiger war, warum nicht zum neuen Standard für alle Fahrten machen? So macht es beispielsweise die Naturfreundejugend, die sich das Label „Fairspeisen“ gegeben hat, um so einen einheitlichen Mindeststandard für Freizeiten zu haben.

Weitere Links:

Beachten: Laktose- und Glutenunverträglichkeiten, religiös begründete Essensgewohnheiten!

Mögliche Programmangebote zu den Themen des SDGs

Gemeinsames Kochen ist Programm!

Gern wird das Argument vorgeschoben, die Mitarbeit in der Küche sei zu zeitintensiv. Es fehle die Zeit fürs Programm. Genau an der Stelle muss einfach umgedacht werden, denn durch gemeinsames Kochen fehlt nicht die Zeit fürs Programm. Gemeinsames Kochen ist Programm. Kaum eine gemeinschaftliche Aktivität ist wichtiger als gemeinsames Kochen. Dann darf es auch bei Jugendverbandsaktionen diesen Stellenwert haben. Viele weitere Tipps Rund um die Themen Kochen, Hygiene, Getränke und Einkauf bietet die Deutsche Wanderjugend (Seite 19 der Broschüre).

Ideen und Methoden

  • Programmheinheit zu Essen/Lebensmitteln

  • Gemeinsam Marmelade aus überzähligen Früchten nach dem Vorbild der aej-Kampagne "Marmelade für alle" herstellen

  • Faires Frühstück

  • Essengewohnheiten als Thema von Gruppenzugehörigkeit

  • Hunger thematisieren bei Rahmenbedingungen, wo immer alles verfügbar ist

  • Schnippel-Disco: Lebensmittel retten (z.B. vom Markt) und gemeinsam verarbeiten

  • Besuch von Bauernhöfen in der Nähe der Freizeit biologisch/konventionell

  • Kochbuch mit den Freizeitrezepten zum Mitnehmen nach der Freizeit gestalten

  • Planspiel

  • Verantwortungsvolle Ernährung

  • Klimadinner (ab 7 Jahren)

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