Klare Erwartungen an das Jugend-Hearing der Bundesjugendministerin
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Während der Online-Veranstaltung des Bundesjugendministeriums können Jugendliche und junge Erwachsene berichten, wie es der jungen Generation in der Corona-Krise geht. In Workshops können die Teilnehmer*innen Ideen entwickeln, wie es gelingen kann, gemeinsam aus der Krise zu kommen. Die erarbeiteten Ergebnisse werden im Anschluss als jugendpolitische Empfehlungen an Bundesjugendministerin Franziska Giffey übergeben.
Unser Vorsitzender Tobias Köck wird am Hearing teilnehmen und zum Themenschwerpunkt Freizeit & Freiheit die Forderungen junger Menschen aus den Jugendverbänden einbringen. Dazu sagt Tobias Köck: „Die Kinder und Jugendlichen brauchen im Wesentlichen dreierlei: Freiräume, ernsthafte Beteiligung und eine Zukunftsperspektive. Dafür muss die Politik endlich die Bedingungen schaffen“.
Das bedeutet vor allem, dass Kinder und Jugendliche nicht länger nur als Schüler*innen gedacht und wahrgenommen werden dürfen. Junge Menschen brauchen die Freiheit, selber zu entscheiden, wie und wo sie ihre Freizeit verbringen. Diese Freiräume gibt es im schulischen oder familiären Kontext nur begrenzt. Sobald Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten geöffnet werden, müssen deswegen auch Angebote der Kinder- und Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit wieder in Präsenz zur Verfügung stehen. Hier lernen Kinder und Jugendliche, sozial handlungsfähig zu sein, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und sich selbst zu positionieren.
Dazu sagt Tobias Köck: „Das bedeutet aber vor allem auch: Ferien sind keine Schulzeiten. Die freien Träger müssen dabei unterstützt werden, Freizeiten, Ferienspiele und Zeltlager mit wirksamen Schutz- und Hygienekonzepten durchführen zu können, um so die notwendigen Freiräume zu schaffen.“
Zweitens müssen junge Menschen endlich in den Fokus der Politik rücken. Junge Menschen wissen selbst am besten, was ihre Bedarfe sind. Sie und ihre Interessenvertretungen müssen wirksam und gleichberechtigt in alle sie betreffenden Entscheidungen einbezogen werden. Sie dürfen auch keinesfalls Nachteile abhängig vom Impfstatus erfahren. „Derzeit sieht es so aus, als könne Kindern in absehbarer Zeit kein Impfangebot gemacht werden. Dies ist zwar nachvollziehbar, aber nicht die Schuld der jungen Menschen. Sollten der Zugang zu Angeboten vom positiven Impfstatus abhängig gemacht werden, müssen die entsprechenden Altersgruppen ausgenommen werden oder eine alternative Strategie gefahren werden,“ unterstreicht Tobias Köck.
Zuletzt brauchen junge Menschen eine Perspektive, die über die tagesaktuelle Corona-Politik hinausgeht. Dazu sagt Tobias Köck: „Internationaler Jugendaustausch etwa muss – sobald es geht – wieder ermöglicht werden. Junge Menschen leben vom Austausch mit Gleichaltrigen, auch über Grenzen hinweg. Die Errungenschaft eines internationalen Austauschs, der Ressentiments und Vorurteile abbaut und Europäer*innen zu einer friedlichen Gemeinschaft zusammenwachsen lässt, gilt es umso mehr in Krisenzeiten zu bewahren und zu schützen.“ Das darf nicht leichtfertig durch Grenzschließungen gefährdet werden. Um internationalen Jugendaustausch wieder zu ermöglichen, sollten zudem Sonderregelungen geprüft und etwaige Mehrkosten für Verbände übernommen werden.
Als Interessenvertretung junger Menschen erwarten wir, dass die Bundesjugendministerin deren Ideen und Forderungen weiterträgt und sich als Anwältin für Kinder und Jugendliche stark macht, auch und vor allem in der konkreten politischen Arbeit. Dem Jugendhearing muss die substanzielle und strukturelle Beteiligung junger Menschen an den Debatten und Entscheidungen zu Corona-Maßnahmen und zu Perspektiven der Öffnung sowohl auf Bundesebene wie auch in den Ländern folgen.