Langfristige Potenziale guter Jugendbeteiligung
Foto: Michael Scholl / DBJR (CC0)
Zum Einstieg in die Debatte gab Dan Moxon einen Impuls. Der Direktor von „People Dialogue and Change“ war Mitglied des Forscherteams im 8. Zyklus des EU-Jugenddialogs und berichtete, dass 77 Prozent der jungen Menschen in Europa in politischen Bewegungen, Jugendorganisationen, bei Kampagnen und Streiks sowie Freiwilligendiensten auf lokaler Ebene aktiv sind. Grundlage für die Zahlen ist das Euro Barometer. Junge Menschen engagieren sich vor allem dort, wo entsprechend ihrer Wertvorstellungen die Rahmenbedingungen stimmen, etwa eine hohe Transparenz der Organisation, Freiwilligkeit, respektvoller Umgang miteinander, jugendfreundliche Bedingungen, inklusive Zugänge, Unterstützung durch Begleiter*innen sowie die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Diese Bedingungen sind zudem wichtige Kriterien für gute Jugendbeteiligung. Dan Moxon machte deutlich: „Partizipation ist ein Recht, keine Option“. Die aktuelle Lage in der Corona-Pandemie mache es gerade für junge Menschen schwer, ihr Recht einzufordern, weil sie mit Sorgen im Alltag belastet sind: Arbeitslosigkeit zum Beispiel oder Gesundheit in der Familie.
Im World Cafe
An 15 digitalen Tischen im World Café ging es um die langfristigen Potenziale einer guten Jugendpartizipation in der Europäischen Union. Und um die zentralen Voraussetzungen für eine wirksame Beteiligung junger Menschen an politischen Entscheidungsprozessen.
Eine Bedingung stand auf fast allen digitalen Tischen: Teilhabe aller! Auch jene mit weniger Möglichkeiten und Voraussetzungen - physisch, geistig, sozial - müssen in der Lage sein, mitwirken zu können. Unabhängige Jugendorganisationen sind dafür eine Voraussetzung, sie müssen als Stimme der Jugend und Interessenvertretung eingebunden werden. Entscheidend ist auch das Wissen um Beteiligungsmöglichkeiten und deren Ausbau auf allen Ebenen: Von der Kommune bis zur Europäischen Union. Etwas schwieriger zu verwirklichen und dennoch eine zentrale Basis ist, dass Politiker*innen die Angst vor Machtverlust und vor dem Einfluss junger Menschen verlieren. Junge Menschen müssen außerdem nicht nur wissen, dass sie sich beteiligen können. Die Prozesse selbst müssen klar, einfach und transparent gestaltet sein. Im Weg stehen meist hohe bürokratische Hürden. „Politiker*innen müssen ihre Haltung, junge Menschen wirklich ernst zu nehmen, anpassen. Denn die Meinung junger Menschen ist ebenso wertvoll wie die Beiträge anderer Interessengruppen“, bilanzierte eine Gruppe.
Die langfristigen Potenziale einer guten Jugendbeteiligung in der EU: Das Vertrauen in die Institutionen und in die Politik wächst. Der Dialog auf Augenhöhe zwischen jungen Menschen und Politik kann innovative Lösungen für Probleme hervorbringen. Jugendbeteiligung führt zu einer lebendigen Politik in der EU. Junge Menschen werden mit politischen Entscheidungen zufriedener sein, wenn sie daran mitwirken können. „Die Verwirklichung wirksamer Jugendpartizipation wird zu einer besseren Demokratie führen, in der sich niemand mehr verpflichtet fühlt, Jugend einzubeziehen, weil ihre Mitwirkung willkommen ist“, schrieb eine Gruppe auf den Ergebniszettel. Von jungen Jahren an politisch aktiv sein zu können, wird sich langfristig positiv auf die Demokratie auswirken; weil die Erfahrung wächst, sich ein Leben lang demokratisch zu beteiligen und Verantwortung für die Demokratie zu übernehmen.
Konkrete Ideen, um all dem Schub zu geben: Einen Jugend-Check einführen und das Wahlalter senken.