Medien- und Digitalpolitik

Mehr Inklusion und Vielfalt in sozialen Netzwerken

Grafik mit Visualisierungen der im Text beschriebenen Forderungen. Überschrift: Diversität und Inklusion. Die drei Forderungen: 1. Barrierefreiheit ist Standard! 2. Barrierefreie Inhalte erzielen eine höhere Reichweite! 3. Kein Ausblenden/Banning von Menschen mit Behinderung!
Junge Verbraucher*innen wollen barrierefrei an sozialen Netzwerken teilhaben. Sie wollen, dass gesellschaftliche Vielfalt dort abgebildet wird. Wie sich aus diesem Anspruch Leitlinien für jugendgerechte Soziale Netzwerke ableiten lassen, war Thema in einem Workshop unseres Projektes „Social Digital Responsibility“.

Videos ohne Untertitel oder Bilder ohne hinterlegten Alternativen Text (ALT) sind für Menschen mit Einschränkungen in sozialen Netzwerken kaum oder gar nicht wahrnehmbar. Betriebssysteme und auch Plattformen bieten zwar Assistenz-Systeme, sie sind aber nicht selbstverständlich und teilweise - je nach Netzwerk - nicht kompatibel. Das schränkt junge Menschen mit Behinderung ein und führt zur Forderung, Barrierefreiheit stärker zum Standard zu machen.

Susanne Böhmig und Carola Werning von der Stiftung Barrierefrei kommunizieren beschrieben den Teilnehmenden im Workshop, wo Barrieren bestehen und wo Plattformen mit ihren Diensten bereits Hilfe bereitstellen. Google etwa bietet auf seiner Plattform Youtube eine Untertitel-Funktion, die solide Ergebnisse bringt und auf Umwegen auch für Videos genutzt werden kann, die nicht bei Youtube abrufbar sind. Andere Bild- und Videostarke Plattformen bieten solche technischen Hilfen dagegen nicht. Und insgesamt bleibt es herausfordernd, Content barrierefrei bereitzustellen.

Deswegen formulierten die Teilnehmenden einige Ideen, die zu Leitlinien für jugendgerechte soziale Netzwerke werden könnten. Zum Beispiel: Zur Grundeinstellung gehört, dass jedes Bild beim Hochladen mit einem ALT-Text beschrieben werden muss. Oder: Barrierefreie Inhalte müssen eine höhere Reichweite erzielen und von den Algorithmen bevorzugt werden. Programmierer*innen in Diensten der Plattformen sollten zudem regelmäßig in Sachen Barrierefreiheit auf einen aktuellen Stand gebracht werden, damit neue Funktionen direkt barrierefrei gedacht und in Code umgesetzt werden können. Eher eine Erwartung an staatliche Stellen ist: Barrierefreiheit in der Ausbildung von ITlern (Studium und Beruf) in Lehr- und Studienpläne grundsätzlich aufnehmen!

Kritik formulierten die Teilnehmenden an der Praxis einiger Netzwerke, Menschen mit Behinderung zu bannen (also deren Beiträge auszublenden und nicht zu zeigen). Das so genannte Banning müsse unbedingt verhindert werden, weil es gegen den Gedanken der Inklusion und gegen die gewünschte Vielfalt auf Plattformen verstößt. Grundlage dafür sind meist Algorithmen, die in ihrer Anlage Diversität zu wenig abbilden und Inklusion behindern. Das Thema Algorithmen wiederum wird in einem anderen Workshop vertieft (am 14.07.2021 von 17:30-19:30 Uhr, hier anmelden).

Themen: Medien- und Digitalpolitik