Jugenddialog

Mentale Gesundheit war Thema im EU-Jugenddialog

Bildschirmfoto der Diksussionsrunde mit jungen Menschen und Politikerinnen.
Bei einer Veranstaltung im EU-Jugenddialog sind junge Menschen mit politisch Verantwortlichen zum Thema mentale Gesundheit ins Gespräch kommen. Unter dem Titel „(K)Ein Tabuthema – Lasst uns über mentale Gesundheit reden!“ wurde diskutiert, wie die psychische Gesundheit junger Menschen besser geschützt werden kann. Im Anschluss an die Debatte schlossen die Politikerinnen Wetten darüber ab, welche Forderungen und Ideen der jungen Menschen sie in naher Zukunft umsetzen werden.

Die Teilnehmer*innen der Veranstaltung waren sich einig: Die Förderung der mentalen Gesundheit junger Menschen ist eine wichtige politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Zahl junger Menschen, die in ihrer mentalen Gesundheit beeinträchtigt sind, steigt seit Jahren. Druck, Stress und psychische Erkrankungen bedeuten eine erhebliche Einschränkung für Wohlergehen, selbstbestimmtes Aufwachsen und die soziale Teilhabe an der Gesellschaft.

Gemeinsam mit den Bundestagsabgeordneten Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen), Kathrin Vogler (Die Linke), Katja Adler (FDP) sowie dem Berliner Abgeordneten Aferdita Suka (Bündnis 90/Die Grünen) diskutierten junge Menschen ihre Bedarfe im Bereich psychische  Gesundheit. Die Debatten wurden zu verschiedenen Schwerpunkten geführt und von Engagierten aus den Jugendverbänden angeleitet.

Diskriminierung und mentale Gesundheit

Jan*ine Gräfe (Jugendnetzwerk Lamdba), Robert Jasko (Deutsche Gehörlosenjugend) und Özge Erdogan (Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland) diskutierten mit den Teilnehmenden und politischen Gästen zu „Diskriminierung und mentale Gesundheit“.

Als Bedarfe und Forderungen wurden gesammelt:

  • mehr Aufklärungsarbeit zum Thema Audismus[1] und wie er verhindert werden kann
  • Sensibilisierungsmaßnahmen zum Thema Rassismus und Diskriminierung für Therapeut*innen und Personal von Beratungsstellen
  • Förderung von Dolmetscher*innen in Therapie- und Beratungseinrichtungen, damit Sprachbarrieren abgebaut werden können
  • Schaffung einer rechtlichen Grundlage für die freie Entscheidung des sozialen Geschlechts (Selbstbestimmungsgesetz)
  • Mehr Aufklärungsarbeit zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in den Schulen aber auch für ältere Generationen, besonders im ländlichen Raum

Jugend in Krisenzeiten

Die Diskussionsrunde zum Thema „Jugend in Krisenzeiten“ befasste sich unter Anleitung von Svenja Misamer (Deutsche Wanderjugend) damit, wie die Pandemie, die Klimakrise und der Krieg gegen die Ukraine die mentale Gesundheit junger Menschen belasten. Zu möglichen Auswegen und Entlastungen forderten die Teilnehmenden unter anderem:

  • Schaffung von mehr Therapieplätzen sowie bessere Zugangsmöglichkeiten für gesetzlich Versicherte, damit den Menschen, die Hilfe brauchen, auch geholfen werden kann
  • Schaffung von niedrigschwelligen Beratungs- und Hilfeangeboten für Menschen, die sich belastet fühlen, aber (noch) keine Therapie benötigen
  • Reduzierung bürokratischer Hürden für Beratungsstellen, um schnell und unkompliziert helfen zu können
  • Sensibilisierung für das Thema mentale Gesundheit in Bildungsinstitutionen
  • Bessere Förderung von Jugendverbänden und Freizeiteinrichtungen für junge Menschen, da diese dort Ansprechpartner*innen finden, die unterstützen und zuhören können

Mentale Gesundheit in der Schule

Kathinka Hertlein (Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland) organisierte einen Schwerpunkt zum Schutz der mentalen Gesundheit in der Schule. Zum von den Teilnehmer*innen selbst gewählten Thema wurden unter anderem folgende Forderungen wurden erarbeitet:

  • Schaffung von mehr Aufklärungs- und Informationsangeboten im schulischen Raum, damit mehr Bewusstsein für das Thema geschaffen wird und eine Entstigmatisierung stattfindet
  • Schaffung niedrigschwelliger Anlaufstellen für psychologische Beratung in der Schule oder in Jugendzentren. Schulung von Lehrpersonal und Schulsozialarbeit zum Thema mentale Gesundheit
  • Abbau von Leistungsdruck und Vermittlung emotionaler und sozialer Kompetenzen

 

Nach intensiven Diskussionen zu den thematischen Schwerpunkten hatten die politisch Verantwortlichen Gelegenheit, Lösungsvorschläge und konkrete Zusagen zu machen. Dazu schlossen die Politikerinnen Wetten ab, deren Umsetzung verfolgt und überprüft werden kann.

Kirsten Kappert-Gonther sagte, sie wolle sich dafür einsetzen, dass der Deutsche Bundestag niederschwellige Online-Angebote zur Krisenhilfe besser finanziell ausstattet. Sie wettete zudem, dass der Bundestag noch in dieser Legislaturperiode das Selbstbestimmungsgesetz verabschieden würde. Aferdita Suka erklärte, sich für mehr Stellen in der Schulpsychologie einsetzen zu wollen und sagte: "Ich wette, dass ich im Bildungsausschuss das Thema 'gebärdensprachkompetentes Lehrpersonal für Schulen' auf die Tagesordnung setze. Hier muss sich das Land Berlin stärker engagieren.“

Katja Adler sagte zu, eine Online-Veranstaltung zu organisieren um dafür zu sensibilisieren, wie sich Mobbing und Hate Speech auf die mentale Gesundheit junger Menschen auswirken. Kathrin Vogler wettete, dass sie die Ärztekammer mit dem Bundesverband Trans* und dem Jugendnetzwerk Lambda zusammenbringen werde, damit in Zukunft Fortbildungen im Gesundheitswesen zum Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt angeboten werden können.

Die vollständigen Wetten sind auf den Seiten des Jugenddialogs veröffentlicht. Im Rahmen des EU-Jugenddialogs werden auch alle Forderungen gesammelt, die es nicht in die Wetten geschafft haben. Die EU-Jugendvertreter*innen nehmen die Anliegen und Umsetzungsideen mit auf die nächste EU-Jugendkonferenz, um sie dort mit den Jugendvertreter*innen der EU-Mitgliedsstaaten und weiteren politischen Entscheidungsträger*innen zu diskutieren.

 

[1] Audismus bezeichnet die Diskriminierung von Menschen, die taub oder schwerhörig sind, zum Beispiel dadurch, dass die meisten Gegebenheiten in unserem Alltag so eingerichtet sind, dass den Menschen, die nicht hören können, eine Teilnahme verwehrt bleibt.

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