Vielfalt

Ohne Angst unser Miteinander gestalten 

Der Anschlag auf die Synagoge in Halle jährt sich. Er ist neben unzähligen Gewalttaten eine der heftigsten auf jüdisches Leben in Deutschland. Sie alle mahnen uns, entschieden gegen jede Form von Antisemitismus zu kämpfen.

„Die Angriffe sind jedes Mal eine antisemitische Eskalation, durch die das jüdische Leben in Deutschland in seiner Existenz bedroht wird“, sagt unser Vorstandsmitglied Matthias Schröder. Wir sehen in diesen Taten den Ausdruck einer fortschreitenden Militarisierung und Enthemmung rechter Bewegungen, die von der zunehmenden Verbreitung antisemitischer Einstellungen in der Gesamtgesellschaft gestärkt werden. Antisemitismus ist in allen gesellschaftlichen Milieus und politischen Strömungen vorhanden. „Wir stellen uns dem entschieden entgegen. Wir stehen auf gegen Hass und Menschenfeindlichkeit!“, betont Matthias Schröder. Und wir unterstützen die jüdischen Institutionen in ihrem Bestreben, gesellschaftliche Sichtbarkeit und eine positive Wahrnehmung des Judentums zu erreichen.

Die Jüdische Studierendenunion (JSUD) ist unsere Mitgliedsorganisation. Deren Vize-Präsidentin Anna Staroselski sagte gegenüber jetzt.de, dem Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung: „Das Gefühl eines sicheren Lebens hat nach Halle abgenommen. Und es passierte ja auch einiges seitdem: Die antisemitischen Demonstrationen der Corona-Leugner, bei denen der Holocaust relativiert wird und Menschen mit dem ,Judenstern‘ rumlaufen.“ Und sie sagt: „Ohne Polizeipräsenz geht es nicht.“

Antisemitismus und seine Erscheinungsformen wandeln sich. Der Bericht eines unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus an die Bundesregierung hat die Komplexität umfassend beschrieben. Und er kommt zum Ergebnis, dass Bildungsarbeit wichtig ist: nicht auf den Holocaust und einzelne geschichtliche Momente reduziert, sondern deutlich auf die Gegenwart bezogen. Dazu gibt es gute Materialien, zum Beispiel von der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Anne Frank Zentrum Berlin oder der Amadeu Antonio Stiftung. „Für uns ist neben Bildungsarbeit und dem entschiedenen Engagement gegen jede Form von Antisemitismus wichtig, dass wir miteinander eine Gesellschaft gestalten, in der alle ohne Angst verschieden sein können“, sagt Matthias Schröder.

Ruben Gerczikow, wie Anna Staroselski ebenfalls im Vorstand der JSUD, beschreibt ähnliches in einem Interview mit ZEIT-Campus sehr gut, wenn er sich wünscht: „Dass das jüdische Leben in Deutschland "normaler" wird und einfach als Teil der deutschen Kultur akzeptiert wird. Judentum ist mehr als nur der Nahostkonflikt, die Schoah und Antisemitismus. Innerhalb der deutschen Gesellschaft werden wir als Jüd*innen in eine Opferrolle gedrängt. Der wehrlose Jude, die schwächliche Jüdin. Ich kann für mich und viele Freunde und Bekannte sprechen: Wir sehen uns nicht als Opfer und wollen auch nicht als Opfer gesehen werden.“

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