„Progressiv unterwegs“: Fachtag Jugendreisen diskutiert aktuelle Entwicklungen im Feld
Shari Kohlmeyer/DBJR
Zu Beginn betonte Dieter Janecek, Koordinator der Bundesregierung für Tourismus und Mitglied des Bundestages (MdB) für Bündnis 90/ Die Grünen in seinem Grußwort: „Jugendreisen leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Sie schaffen ein Gemeinschaftsgefühl und verbinden sozialen Gruppenzusammenhalt mit Weitblick auf die Welt. Jeder Jugendliche sollte diese Erfahrung machen“.
Im Anschluss begrüßte Wendelin Haag, Vorsitzender des Deutschen Bundesjugendrings und der Naturfreundejugend die rund 80 haupt- und ehrenamtlichen Teilnehmenden. „Progressiv unterwegs zu sein bedeutet, dass das Feld der jugendverbandlichen Reisen angesichts von gesellschaftlichen Herausforderungen und Entwicklungen nicht unverändert bleibt, sondern sich kontinuierlich weiterentwickelt“, so Haag. Welchen Herausforderungen sich das Feld jugendverbandlicher Reisen stellen muss, konnten die Teilnehmenden anschließend in einer interaktiven Ausstellung erkunden und diskutieren. Unterschiedliche Themenwände, beispielsweise mit den Überschriften „Mental health matters!“ oder „Bedarfsgerecht finanzieren!“ markierten die thematische Annährung an die Schwerpunktthemen des Fachtages.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion diskutierten Emilia Fester (MdB, Bündnis 90/Grüne), Anja Troff-Schaffarzyk (MdB SPD), Ralph Edelhäußer (MdB CDU/CSU), Melissa Landfried (ehrenamtliche Freizeitleiterin und Mitglied im Leitungsgremium Landesarbeitskreis Freizeitenarbeit, Evangelische Jugend Pfalz) und Wendelin Haag über Herausforderungen im Feld des jugendverbandlichen Reisens. Thematische Schwerpunkte waren dabei die bedarfsgerechte finanzielle Ausstattung der Jugendverbandsarbeit und ihrer Reise- und Freizeitangebote, die Schaffung besserer Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement und der Sanierungsstau bei Jugendbildungsstätten. Die Teilnehmenden fokussierten in ihren Rückfragen an die Diskussionsteilnehmenden insbesondere das Thema finanzieller Engpässe im Bereich des Kinder- und Jugendreisens, auch angesichts aktueller Preissteigerungen. „Die Sparpolitik vermeintlich im Namen der jungen Generation ist ein Irrweg. Wir brauchen unbedingt mehr Geld im System- gerade für junge Menschen. Wir dürfen weder am Kinder- und Jugendplan, noch an ‚Demokratie leben!‘ oder an den Freiwilligendiensten sparen“, machte Emilia Fester deutlich. Die Bedeutung hauptamtlicher Strukturen im Bereich der Jugendverbandsarbeit stellte Ralph Edelhäußer heraus, indem er unterstrich: „Wir wissen alle: Ohne Hauptamt kein Ehrenamt. Darum braucht es eine auskömmliche und nachhaltige Finanzierung der Jugendverbandsarbeit“. Angesprochen auf den Investitionsbedarf bei Jugendbildungsstätten und anderen gemeinnützigen Freizeit- und Übernachtungsstätten sicherte Anja Troff-Schaffarzyk Unterstützung zu: „In der Nationalen Tourismusstrategie wollen wir implementieren, dass Jugendbildungsstätten bei energetischer Sanierung mit im Fokus stehen“, so die SPD-Abgeordnete. Die Diskussionsteilnehmenden waren sich einig, zu den genannten Herausforderungen weiterhin in engem Austausch bleiben zu wollen.
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, zwei von insgesamt sieben angebotenen Workshops zu besuchen. Dort wurden die Themen „Erste Hilfe für die Seele“, „Prävention sexualisierter Gewalt auf Jugendreisen“, „Kinder- und Jugendreisen klimaschonend(er) gestalten“, „Freizeiten evaluieren mit i-EVAL“, „Inklusive Jugendreisen“, „Junge Queers Willkommen heißen“ und „Rassismuskritische Jugendreisen“ in kleiner Runde praxisorientiert diskutiert.
Der Fachtag war gekoppelt an die Werkstatt Jugendreisen, die am Vortag in Berlin tagte. Die Werkstatt Jugendreisen ist ein regelmäßig stattfindendes Austauschformat für Mitgliedsorganisationen des Bundesjugendrings. Im Rahmen dieser Werkstatt hatten die rund 30 Teilnehmenden die Gelegenheit, sich mit Stefan Schmidt, Obmann im Tourismusausschuss für Bündnis 90/Die Grünen auszutauschen, der sich digital zur Werkstatt zuschaltete.