Sicht der Jugend im Forum Nachhaltigkeit vertreten
„Meine Leitfrage war: Welche Entwicklung macht Mut? Aus Sicht des Deutschen Bundesjugendrings kann ich eindeutig sagen: Das Interesse junger Menschen an Nachhaltiger Entwicklung ist heute so hoch wie noch nie. Daran ist auch die Bundesregierung schuld. Allerdings nicht wegen der Kampagne „Die Glorreichen 17“, sondern weil sie aus Sicht junger Menschen zu wenig für (vor allem ökologische) Nachhaltigkeit tut und damit die Zukunft der jungen Generation gefährdet.
Die Unzufriedenheit zeigt sich Woche für Woche bei den Schulstreiks. Was dort gefordert wird, ist eigentlich gar nicht radikal. Es wird gefordert, dass lediglich das umgesetzt wird, was in Beschlüssen und Strategien steht und was sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert. Beispielsweise im Bereich des Klimaschutzes: Das Ziel für 2020 wird nicht erreicht und es sieht danach aus, dass die Pariser Klimaziele gerissen werden. Das Papier, auf dem solche Beschlüsse stehen, ist geduldig - die Jugend ist es immer weniger.
Was es aus Sicht junger Menschen braucht: Mehr Mut, mehr Konsequenz, mehr Stringenz. Und zwar auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Oder wie die Kanzlerin kürzlich selbst gesagt haben soll: Kein Pillepalle mehr.
Die Bundesregierung kann einerseits die Interessen und Erwartungen junger Menschen ernster nehmen, etwa indem bei einer Überarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie endlich Punkte aufgenommen werden, die Kinder und Jugendliche besonders betreffen: Die Kinder- und Jugendarmut, jugendgerechte Mobilität, Stärkung des außerschulischem Engagements.
Außerdem kann die Bundesregierung der Jugend mehr Einfluss- und Mitsprachemöglichkeiten geben, damit sie selbst für ihre Interessen streiten kann. Die Absenkung des Wahlalters ist dazu ein guter Weg. Ebenso die konsequente Vertretung junger Menschen in Gremien wie beispielsweise dem Rat für Nachhaltige Entwicklung. Im Deutschen Bundesjugendring mit seinen Mitgliedsorganisationen, in denen sechs Millionen junge Menschen organisiert sind, stehen viele engagierte junge Menschen gerne zur Verfügung.“
Unser Impuls war einer von fünf Vorträgen aus den Bereichen Umwelt (BUND), Industrie (Handelsverband), Soziales (Paritätischer Wohlfahrtverband), Globale Perspektive (VENRO) und Jugend (DBJR).
Kanzleramtsminister Helge Braun deutete in seiner Ansprache an, dass er Nachhaltigkeit als ein Problem für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sieht. Er befürchte, dass es auch in Deutschland „Gelbwesten“ geben könnte, wenn die Bundesregierung jetzt zu viel im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit auf die Beine stellt und dies zu höheren Kosten führt. Er wolle Sorgen ernst nehmen. Auch deswegen hat Christoph Röttgers in seinem Impuls später klargestellt, dass die aktuellen Klimaproteste ebenfalls mit Sorgen und Zukunftsängsten zusammenhängen und diese deswegen ebenfalls sehr ernst genommen werden müssen.
Im Rahmen des Forums gab es fünf Workshops, unter anderem zur begleitenden Dialoggruppe für den Staatssekretärsausschuss Nachhaltige Entwicklung; wir arbeiten in der Dialoggruppe mit. Im Workshop gab es gute Rückmeldungen aus den Ministerien zu den Inputs der Dialoggruppe. Einige Anregungen wurden aufgegriffen. Die Verbände wiederum haben Kritikpunkte eingebracht, etwa zu den Vorläufen und Beschlüssen. Das Format wurde aber grundsätzlich begrüßt. Die Kritikpunkte sollen aufgegriffen werden, es soll Verbesserungen geben.
Der Prozess zur Überarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie wird im Herbst starten. Es wird eine Auftaktveranstaltung im Oktober in Berlin geben. Es folgen vier Regionalkonferenzen (in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Thüringen). Dort können sich Jugendverbände und -ringe einbringen.