Strukturierter Dialog: Elf europäische Jugendziele
Die „Youth Goals“ fassen zusammen, welche Themen junge Menschen aus der ganzen Europäischen Union bewegen und was von Jugendpolitik bzw. von Politik für junge Menschen erwarten. Mit dabei sind nicht nur klassische Jugendthemen wie zum Beispiel Bildung, Jugendorganisationen und EU-Jugendprogramme oder die Stärkung von Jugendbeteiligung. Auch Nachhaltigkeit, psychische Gesundheit und Wohlbefinden sowie Gleichberechtigung der Geschlechter spielen aus Sicht junger Menschen in der EU eine wichtige Rolle.
Die elf Ziele im Überblick
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Die EU mit der Jugend zusammenbringen: Das Gefühl fördern, dass die Jugend Teil des europäischen Projekts ist, sowie Brücken zwischen der EU und jungen Menschen schlagen, um Vertrauen zurückzugewinnen und die Beteiligung zu erhöhen.
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Gleichberechtigung aller Geschlechter: Gleichberechtigung aller Geschlechter und in allen Lebensbereichen junger Menschen einen geschlechtersensiblen Umgang sicherstellen.
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Inklusive Gesellschaften: Gesellschaftliche Inklusion für alle jungen Menschen ermöglichen und sicherstellen.
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Information und zielführender Dialog: Besseren Zugang zu verlässlicher Information sicherstellen und die Fähigkeit junger Menschen stärken, Informationen kritisch zu bewerten und sich an einem partizipativen und konstruktiven Dialog zu beteiligen.
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Psychische Gesundheit und Wohlbefinden: Verbesserung des psychischen Wohlbefindens erreichen, die Stigmatisierung psychischer Krankheiten beenden und damit die gesellschaftliche Inklusion aller jungen Menschen fördern.
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Jugend im ländlichen Raum voranbringen: Bedingungen schaffen, unter denen junge Menschen in ländlichen Gebieten ihr Potenzial entfalten können.
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Guter Arbeit für alle: Zugang zum Arbeitsmarkt sicherstellen und Chancen für gute Arbeit für alle jungen Menschen schaffen.
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Gutes Lernen: Verschiedene Formen des Lernens zusammenführen und verbessern, um junge Menschen für die Herausforderungen des ständigen Wandels im Leben im 21. Jahrhundert fit zu machen.
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Räume und Beteiligung für alle: Die demokratische Beteiligung und Autonomie junger Menschen stärken und eigene Jugendbereiche in allen Teilen der Gesellschaft schaffen.
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Ein nachhaltiges, grünes Europa: Eine Gesellschaft schaffen, in der alle jungen Menschen sich für die Umwelt engagieren sowie umweltbewusst und fähig sind, Veränderungen in ihrem alltäglichen Leben zu bewirken.
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Jugendorganisationen und Jugendprogramme: Gleichberechtigten Zugang für alle jungen Menschen zu Jugendorganisationen und europäischen Jugendprogrammen sicherstellen –für eine Gesellschaft, die sich auf europäische Werte und eine europäische Identität gründet.
Jedes der Ziele ist mit fünf bis sieben Unterzielen unterfüttert, die die verschiedenen Aspekte, die jungen Menschen bei dem jeweiligen Thema wichtig sind, verdeutlichen.
Beteiligung ernst nehmen
Junge Menschen haben zu wenige Möglichkeiten, Entscheidungen mitzugestalten. Mit dieser Feststellung wird eines der elf Ziele eingeleitet. Junge Menschen wollen und können aber mitentscheiden. Und sie wollen gehört werden. Um das europaweit zu ermöglichen, wurde unter anderem der Strukturierte Dialog ins Leben gerufen. Die EU-Jugendkonferenzen sind dabei ein wichtiger Ort des Dialogs und Austauschs auf der EU-Ebene. Auch diesmal haben engagierte junge Menschen gemeinsam intensiv daran gearbeitet, mehr Aufmerksamkeit für ihre Themen zu erhalten. Umso bedauerlicher ist es, dass die Gelegenheit, jungen Menschen Gehör zu verschaffen, auf der EU-Jugendkonferenz verpasst wurde. Junge Menschen durften im Publikum sitzen, während Politiker_innen und andere Akteure redeten. Auf dem Podium waren sie an keiner Stelle vertreten. Ein deutlicher Rückschritt im Vergleich zu den vorangegangen Konferenzen. Das zeigt einmal mehr, dass wir noch einen Weg zu gehen haben, bis Beteiligung auf Augenhöhe selbstverständlich ist.
Die nächsten Schritte
Am 22. Mai 2018 werden sich die Jugendminister_innen aus den EU-Mitgliedstaaten im Ministerrat in Brüssel unter anderem über ihre Prioritäten für die neue EU-Jugendstrategie austauschen. Eine Frage lautet dabei, welche Möglichkeiten sie sehen, die Youth Goals in die Strategie einzubeziehen. Dieser Teil der Ministerratssitzung wird öffentlich sein und im Internet übertragen.
Parallel haben die Aktiven in den Mitgliedstaaten nun die Aufgabe, sich mit den Youth Goals auseinanderzusetzen und sie mit Umsetzungsideen und Praxisbeispielen zu unterfüttern. Denn die Ziele selbst sind erstmal recht unkonkret.
In Deutschland hat unsere Werkstatt MitWirkung junge Menschen, die sich seit Sommer 2017 am Prozess beteiligt haben, zur Veranstaltung „JuPiD 2018“ – Jugend und Politik im Dialog“ eingeladen. Dort soll eine Zwischenbilanz gezogen werden: Wie steht es um die Themen und Vorschläge, die junge Menschen aus Deutschland in den Beteiligungsprozess eingebracht haben? Darüber hinaus sollen Umsetzungsideen erarbeitet werden, die die drei Jugendvertreter_innen nach Wien mitnehmen können. Dort findet Anfang September die nächste EU-Jugendkonferenz statt. Teil des Programms ist unter anderem ein Dialog mit den Jugendminister_innen der EU-Mitgliedstaaten.
Hintergrund
Die EU-Jugendkonferenz in Sofia war des europaweiten Prozesses, der in Deutschland unter dem Titel „du »EUROPA» wir“ läuft. Der Prozess ist im Sommer 2017 gestartet und hat das Ziel, junge Menschen an der Entwicklung der neuen EU-Jugendstrategie zu beteiligen. Da gleichzeitig das Engagement junger Menschen für Europa auch bei den Themen der Jugendstrategie „Handeln für eine jugendgerechte Gesellschaft“ des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend eine wichtige Rolle fließen die Ergebnisse von „du »EUROPA» wir“ auch in diesen politischen Prozess einfließen.
» Interview mit Theresa Streib (deutsche Jugendvertreterin bei der EU-Jugendkonferenz in Sofia).