Jugenddelegierte verhandeln in Paris über Plastikabkommen mit
Foto: Jugenddelegierte für Nachhaltige Entwicklung
Im März 2023 wurde bei der UN-Umweltversammlung in Nairobi, der Hauptstadt Kenias, entschieden, dass bis 2024 ein rechtlich bindendes Abkommen im Kampf gegen Plastikverschmutzung ausgearbeitet werden soll. Dazu fand in Paris Ende Mai die zweite von insgesamt fünf Verhandlungsrunden statt.
Innerhalb der Vereinten Nationen haben sich mehrere Jugendvertretungen zur "Global Youth Coalition on Plastic Pollution" zusammengeschlossen, um den Prozess zum Plastikabkommen zu begleiten. Die deutschen Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung haben sich gemeinsam mit weiteren jungen Menschen in diesem Prozess engagiert, um den ersten Entwurf einer gemeinsamen Positionierung zu entwickeln.
Neben den deutschen Jugenddelegierten hat nur eine weitere Jugenddelegierte aus Finnland an den Verhandlungen in Paris teilgenommen. Ein Grund war, dass mehrere Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, darunter auch mehrere Jugenddelegierte, ernsthafte Visaprobleme bei der Einreise hatten. Entsprechend waren nur wenige junge Menschen vor Ort und einige Weltregionen nicht ausreichend in der aktuellen Verhandlungsrunde repräsentiert. Eine bessere Repräsentation ist allerdings zwingend notwendig, um einen ambitionierten Vertrag, der die Bedürfnisse junger Menschen aus allen Weltregionen berücksichtigt, abzuschließen.
Wie ambitioniert der Vertrag letztlich sein wird, bleibt nach der Pariser Verhandlungsrunde nicht absehbar. Klar ist allerdings, dass der Verhandlungsprozess aktuell zu den wichtigsten im Bereich des internationalen Umweltschutzes zählt. Schließlich hat Plastikverschmutzung großen Einfluss auf Klima und Biodiversität. Fidelis Stehle betont: "Plastik verschmutzt nicht nur unsere Umwelt, sondern birgt auch für nachfolgende Generationen beachtliche Gefahren: Plastik trägt massiv zum weltweiten Biodiversitätsverlust bei und verstärkt als fossiles Produkt darüber hinaus die Klimakrise."
Unter Klimaexpert*innen besteht Einigkeit zu den Gefahren von Plastik für Klima und Umwelt. Bei den Verhandlungen wurde deutlich, dass die Ansichten der Nationalsstaaten und Staatengruppen zu Plastikmüll weniger einheitlich sind. Während einige Staaten das Problem hauptsächlich mit Recycling lösen möchten und verpflichtende Maßnahmen ablehnen, setzt sich die "High Ambition Coalition" für die massive Einschränkung der Produktion ein. Zu dieser Koalition gehören über fünfzig Staaten, darunter die Europäische Union.
Ebenfalls intensiv diskutiert wurde die Frage nach finanzieller Unterstützung für die Staaten des globalen Südens bei der Umsetzung des Abkommens. "Ohne Verbote und eine starke Verringerung der Produktion von Plastik werden wir das Problem nicht bezwingen. Natürlich ist es wichtig, dafür auch über Finanzierung zu sprechen, denn nur so nehmen wir alle Staaten mit - und das müssen wir", fasst Franka Bernreiter die Position junger Menschen aus Deutschland zusammen.
Trotz der großen Hürden konnte zum Abschluss der Konferenz doch noch ein entscheidendes Zwischenziel erreicht werden. So beauftragten die Delegationen das Sekretariat der Verhandlungen mit der Aufgabe, ein sogenanntes "zero draft", also eine allererste, noch nicht verhandelte oder abgestimmte Rohversion eines möglichen Vertrags vorzubereiten.
Im Herbst wird die dritte Verhandlungsrunde in Nairobi stattfinden. Auch in den kommenden Verhandlungsrunden müssen Zivilgesellschaft und insbesondere junge Menschen die Möglichkeit erhalten, ihre differenzierten Positionen und zivilgesellschaftlichen Einblicke einzubringen.