Nachhaltiges Leben und Wirtschaften
Die Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant verändert. Mit dem Begriff »global change« werden Entwicklungen wie wirtschaftliche Globalisierung, Klimawandel, Artensterben und Ressourcenverschwendung beschrieben, die in einer unnatürlich engen Beziehung zueinander stehen. Warum ist diese Beziehung unnatürlich? Zunächst existiert jede der Herausforderungen für sich und hat völlig unterschiedliche Ursachen. Durch unser Wirtschaften führen wir die unterschiedlichen Herausforderungen jedoch einer einzigen Ursache entgegen: Der Wohlstand eines kleinen Teils der Welt, der auf rücksichtlosem Gewinnstreben und immer stärkeren Verbrauch an natürlichen Ressourcen gründet. Es ist die vor allem in den Industrieländern verbreitete Art zu leben, die unseren Planeten aus dem Gleichgewicht bringt und weltweite Krisen verursacht. Ein Wirtschaftswachstum, das einzig auf Ressourcenverbrauch beruht, hat natürliche Ursachen für einen Wandel des Klimas, des Artensterbens wie auch verschiedene andere Umweltprobleme abgelöst.
Nachhaltig ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren eigenen Lebensstil zu wählen. Es geht also um die Gestaltung einer Gesellschaft, die sich mit ihren Zielen, Lebensstilen und Handlungsstrategien nicht nur am Heute, sondern auch am Morgen ausrichtet und die auch Bedürfnisse der Menschen in anderen Regionen der Welt berücksichtigt, also die Folgen für alle Menschen und vor allem auch für künftige Generationen mitdenkt.
Der Deutsche Bundesjugendring und seine Mitgliedsorganisationen sprechen sich im Interesse heutiger und zukünftiger Generationen für nachhaltiges Leben und Wirtschaften in allen gesellschaftlichen Bereichen aus. Durch unsere Aktivitäten leisten wir einen Beitrag dazu, dass sie Wirklichkeit wird.
Wir fordern:
- den globalen Wandel nicht einfach geschehen zu lassen, sondern durch eine von allen gesellschaftlichen Kräften zu entwickelnde Nachhaltigkeitsstrategie zu gestalten.
- Nachhaltigkeit nicht als Luxus reicher Gesellschaften zu betrachten, sondern als notwendiges Instrument zur weltweiten Gerechtigkeit und Solidarität.
- nachhaltige Lebensprinzipien der Gesellschaft nicht aufzuzwingen, sondern diese speziell auch mit jungen Menschen partizipativ und in Bildungsprozessen zu entwickeln.
- bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien die Ansprüche und Anforderungen aller Generationen und der verschiedenen Bevölkerungsschichten zu berücksichtigen.
- eine globale Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln, die besonders die Anforderungen der Schwellenländer berücksichtigt. Die derzeitigen entwicklungspolitischen Ansätze müssen um Aspekte der Ressourcenschonung und der Umweltbildung ergänzt werden.
- Nachhaltigkeit nicht nur auf technologischen Fortschritt zu basieren. Vielmehr müssen wir alle unseren Lebensstil überdenken und Verschwendung und Luxus einschränken. Das gemeinsame Erleben und Gestalten von Gemeinschaft, wie es die Jugendverbände vermitteln, kann dabei helfen, nicht materiellen Konsum, sondern immaterielle Bedürfnisse wie das Erleben von zwischenmenschlichen Beziehungen oder gesellschaftliches Engagement in den Vordergrund zu stellen.
- den Faktor Arbeit weiter zu Lasten der Ressourcennutzung zu verbilligen.
- ökologische Kennziffern in ökonomische Leistungsbilanzen (z.B. Bruttoinlandsprodukt) zu integrieren.
- unser Konsumverhalten in Bezug auf unsere Ernährung an saisonale, ökologische, regionale und faire Gegebenheiten anzupassen.
- eine Bildung für nachhaltige Entwicklung in schulische und außerschulische Bildungskonzepte zu integrieren. Dabei soll nicht nur eine ökologische Sichtweise vermittelt werden, sondern mit einer globalen Perspektive eine Folgenabschätzung eigenen und gesellschaftlichen Handelns eingeübt werden.
Bei drei Enthaltungen von der 80. Vollversammlung des Deutschen Bundesjugendrings am 26./27.10.2007 in Hannover beschlossen.