Weichen stellen für Klimaneutralität und soziale Gerechtigkeit
Junge Menschen sind länger von politischen Entscheidungen betroffen als alle anderen Generationen. Besonders deutlich zeigt sich dieses Phänomen bei den sich zu Menschheitsfragen entwickelten Umweltproblemen wie Klimakrise, Artensterben und Bodenerosion. Wir sind die Generation, welche zum Beispiel die Folgen der Klimakrise noch lange zu spüren bekommt, und sind ebenso die letzte Generation, welche die Erderhitzung noch effektiv begrenzen kann.
Um dieser die Menschheit bedrohenden Gefahr entgegenzutreten, einigte sich die internationale Gemeinschaft 2015 im Abkommen von Paris darauf, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Auch Deutschland hat sich diesem Ziel verpflichtet und muss seinen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten. Daher braucht es wirksame Maßnahmen, die eine dauerhafte Reduktion von Treibhausgasen ermöglichen. Hierzu formulierte die Bundesregierung für alle treibhausgasintensiven Sektoren (u.a. Landwirtschaft, Industrie, Gebäude, Verkehr und Energie) eigene Klimaziele.
Damit diese Ziele erreicht werden, müssen diese Bereiche nachhaltig transformiert werden. Gerade durch externe Krisen wird zunehmend deutlich, dass hier noch Aufholbedarf besteht. Insbesondere der Verkehrssektor ist seit Jahren ein Nachzügler auf dem Weg zur sozial-ökologischen Transformation. Im Jahr 2022 wurden hier die Treibhausgasreduktionsziele erneut deutlich verfehlt. Als einziger verzeichnete dieser Sektor sogar einen höheren Ausstoß an CO₂-Emissionen als im Vorjahr.
Im März 2023 beschloss die Ampel-Koalition, die Reduktionsziele zukünftig in einer mehrjährigen, sektorenübergreifenden Gesamtbetrachtung zu überprüfen. Diese Regelung ist ein Rückschritt für den Klimaschutz, denn sie mindert die Anreize für die Bundesregierung, die sozial-ökologische Transformation im Verkehrssektor anzugehen. Entsprechend wenig ehrgeizig und zukunftsorientiert zeigen sich die aktuellen Klimaschutzmaßnahmen im Verkehr.
Bereits letztes Jahr hatte der Expertenrat Klima die Maßnahmen von Verkehrsminister Wissing als „schon im Ansatz ohne Anspruch“ bezeichnet. Die aktuelle Verkehrspolitik ist allerdings nicht nur klimaschädlich. Sie verschenkt auch die große Chance auf mehr soziale Teilhabe der jungen Generation, aber auch anderer Gruppen, die weniger auf Individualmobilität zurückgreifen.
Insgesamt muss die Bundesregierung in allen Sektoren deutlich an Tempo zulegen, um Deutschland wieder auf den 1,5-Grad-Pfad zu lenken. Damit dieser Prozess gelingt, müssen insbesondere junge Menschen in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Hier braucht es dringend mehr Transparenz und Augenhöhe in den Dialogprozessen, damit sichergestellt werden kann, dass auch junge Menschen sich gehört fühlen und über ihre klimagerechte Zukunft mitentscheiden können. Der richtige Zeitpunkt dafür ist jetzt!
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Dieser Beitrag ist zuerst in der Fachzeitschrift FORUM Jugendhilfe (Ausgabe 2/2023: "Ökologische Nachhaltigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe") erschienen, die von der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) herausgegeben wird.
Weitere Informationen zu FORUM Jugendhilfe unter https://www.agj.de/publikationen/fachzeitschrift-forum-jugendhilfe.html.