Armut

Es braucht eine echte Kindergrundsicherung

Fast jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in materieller Armut. Der Bundesjugendring fordert daher die Einführung einer vollumfänglichen Kindergrundsicherung, die alle kindesbezogenen Sozialleistungen bündelt. Zusammenfassung des Beitrags von Lea Herzig, stellvertretende Vorsitzende des Bundesjugendrings, bei Fiscal Future.

„Fast jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in materieller Armut. Das ist ein unhaltbarer Zustand für ein reiches Land wie Deutschland“, so Lea Herzig, stellvertretende Vorsitzende des Bundesjugendrings. Deshalb fordert der Bundesjugendring seit Jahren [1] die Einführung einer Kindergrundsicherung, um die soziokulturelle Teilhabe von Kindern und Jugendlichen zu sichern.

Der Bundesjugendring hat hierzu konkrete Forderungen an die Ausgestaltung der Grundsicherung, die von der Bundesregierung aufgegriffen werden sollten. So sollten alle kindesbezogenen Sozialleistungen in der Kindergrundsicherung gebündelt werden, um den Zugang zu erleichtern und die Leistung automatisch auszahlen zu können. Die Höhe der Kindergrundsicherung sollte sich am wirklichen soziokulturellen Existenzminimum von Kindern und Jugendlichen orientieren. Außerdem sollte die Auszahlung bis mindestens zur Vollendung des 25. Lebensjahrs erfolgen, um die Übergänge zwischen Schule, Ausbildung und Studium zu berücksichtigen.

Mehrbedarfe, die sich aus besonderen Lebenslagen ergeben, sollten zusätzlich zur Kindergrundsicherung berücksichtigt werden. Hierzu gehören beispielsweise überdurchschnittliche Wohnkosten, besondere Verpflegungskosten durch medizinische Unterstützung oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Die Beantragung und Auszahlung der Kindergrundsicherung sollte so unbürokratisch und unkompliziert wie möglich gehalten werden.

Die Finanzierung für die Umsetzung der Kindergrundsicherung könnte aus dem Umbau des bisherigen Modells der finanziellen Förderung von Kindern und Familien aus Transferleistungen und Steuerentlastungen erfolgen. Die Bevorzugung von Besserverdienenden ist hierbei abzuschaffen und die Maximalsumme der Kindergrundsicherung anhand des steigenden Einkommens der Personensorgeberechtigten abzuschmelzen.

Die Einführung der Kindergrundsicherung muss zudem durch einen Ausbau der Infrastruktur für Kinder und Jugendliche begleitet werden. Sei es in Form der Stärkung der frühkindlichen Bildung, der formalen Bildung in Schulen oder auch in der non-formalen außerschulischen Bildung. Dazu braucht es Freiräume [2], die Kinder und Jugendliche selbst gestalten können und Jugendbildungsstätten [3], in denen alle Formen von Bildung erfolgen können.

„Die Kindergrundsicherung muss endlich alle Bedarfe auf Bildung und Teilhabe in Höhe des sozioökonomischen Existenzminimums von Kindern abdecken“, fasst Lea Herzig zusammen. „Eine Kindergrundsicherung light können wir uns nicht leisten!“

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[1] Bundesjugendring: Kindergrundsicherung als wichtigen Baustein einführen, 05.09.2019, https://www.dbjr.de/artikel/kindergrundsicherung-als-wichtigen-baustein-einfuehren

[2] Bundesjugendring: Der Jugend ihren Raum geben, 29.10.2022, https://www.dbjr.de/artikel/der-jugend-ihren-raum-geben

[3] Bundesjugendring: Gemeinnützige Orte der Jugendarbeit zukunftssicher machen, 27.06.2022, https://www.dbjr.de/artikel/gemeinnuetzige-orte-der-jugendarbeit-zukunftssicher-machen

 

Die Meldung ist eine Zusammenfassung des Beitrags von Lea Herzig, stellvertretende Vorsitzende im Bundesjugendring, der am 10. März 2023 bei Fiscal Future, einer überparteilichen und gemeinnützigen Initiative junger Menschen für eine zukunftsfähige Finanzpolitik, erschienen ist: https://fiscalfuture.de/de/blog/kindergrundsicherung-dbjr

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