Ergebnisse der 95. Vollversammlung
Foto: Aaron Remus/DBJR (CC-BY-SA)
Im Leitantrag des Vorstandes wird die Lage der Jugend während einer multiplen Krise skizziert. In der Position betonen die Jugendverbände und Jugendringe, dass Jugend eine eigenständige Lebensphase ist, in der junge Menschen besondere Herausforderungen bewältigen. Kinder und Jugendliche handeln selbstbestimmt, übernehmen Verantwortung und engagieren sich. Daraus folgt: Die Aufgaben der Gesellschaft und Politik sind es, Jugendliche und junge Menschen in ihrer Rolle als gesellschaftlich handelnde Akteure ernst zu nehmen, zu stärken und – mit ihnen zusammen – einen verlässlichen Rahmen zu schaffen, um mit den vielfältigen Veränderungen und Einflüssen umgehen zu können. Was jedoch Realität ist: Ihre Themen und Bedarfe kommen in den Aushandlungsprozessen der Gesellschaft selten vor. Das muss sich ändern. Zum guten Aufwachsen braucht Jugend materielle, soziale und ökologische Sicherheit, damit sie mit Zuversicht in die Zukunft blicken kann.
Das Parlament der Jugendverbände und Jugendringe ging in einem Antrag auf die aktuelle Lage im Iran ein. Der Bundesjugendring verurteilt willkürliche Verfolgungen, Verschleppungen und Ermordungen von Menschen, die brutaler werdenden Gewaltexzesse und tausendfachen Festnahmen durch iranische Sicherheitskräfte. In der Position heißt es: „Wir erklären uns solidarisch mit den Protestierenden und Streikenden im Iran, die ihr Leben riskieren, um für Selbstbestimmung, die Sichtbarkeit von Frauen, die Umsetzung der Menschenrechte und gegen patriarchale Herrschaftslogiken kämpfen.“
Nach guten Debatten beschlossen die mehr als 100 Delegierten Positionen zur Inklusion in Jugendverbandsarbeit und Gesellschaft, zu einer zeitgemäßen Migrationspolitik, zu mehr Demokratie in der Schule, zur Bekämpfung von Hasse und Hetze – insbesondere gegenüber Frauen – im Netz, zu einer schnelleren Energiewende und zu einem starken EU-Lieferkettengesetz. Ein Antrag zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Jugend(verbands)arbeit zielte darauf ab, Informations- und Austauschformate zu schaffen sowie notwendige Unterstützung für Bedarfe zu organisieren.
Aufarbeitung Sexualisierter Gewalt
Am ersten Tag der Vollversammlung gaben der Vorstand seinen Bericht über die jugendpolitischen Aktivitäten ab und wurde nach dem Bericht der Revisor*innen entlastet. Geschäftsführerin Kirstin Weis legte die Jahresrechnung vor und stellte den Etat für das Jahr 2023 erfolgreich zur Abstimmung.
Grußworte und internationale Gäste
Bundesjugendministerin Lisa Paus sandte eine Videobotschaft, in der sie für das Engagement der Jugendverbände dankte und um Unterstützung für Initiativen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend warb. Sie versprach: Sie wolle und werde junge Menschen mit ihren Bedürfnissen und Forderungen Ernst nehmen, sie in Prozesse einbeziehen, beteiligen und ihnen mehr Raum geben. Mitglieder des Bundestages, mit denen der Bundesjugendring in der letzten und der derzeitigen Legislaturperiode eng zusammenarbeitet, sandten ebenfalls Grußworte: Dazu zählten Fachpolitiker*innen für Jugend wie Sönke Rix, Ulrike Bahr, Leni Breymaier und Felix Döring (alle SPD), Matthias Seestern-Pauly (FDP), Paul Lehrieder (CDU/CSU) und Emilia Fester (Bündnis 90/Die Grünen). Zudem äußerten sich Elisabeth Kaiser (SPD) und Bruno Hönel (Bündnis 90/Die Grünen), Haushälter*innen im Deutschen Bundestag.
Der Vorstand freute sich besonders über die Teilnahme internationaler Gäste. In einer Debatte mit Marharyta Vorykhava vom Nationalen Jugendring aus Belarus (RADA), Julius Janulevičius und Anelė Dromantaitė vom Nationalen Jugendring aus Litauen (LiJOT), Natalia Shevchuk vom Nationalen Jugendring aus der Ukraine (NYCU), Guxim Nuhiu vom Nationalen Jugendring aus Nordmazedonien (NYCNM) sowie Teodora Panus und Roman Banari vom Nationalen Jugendring Moldau (NYCM) ging es unter anderem um die Bedeutung des Europarates für die Zivilgesellschaften im östlichen Europa. Gerade junge Menschen in den genannten Staaten streben nach Demokratie, fordern ein solidarisches Miteinander und kämpfen für Menschenrechte.